Annika Schulze ist eine Diplomatin mit Hamburg im Herzen. Eine Woche lang hielt sie Reden, überreichte Präsente und überbrachte Grußworte.

Hamburg. Einmal im Jahr, da flippen die Japaner richtig aus. Sonst ruhig, bedacht und ums Ansehen bemüht, feiert der Asiate im Frühling Emotionskarneval: Wenn die Kirschblüte aufbricht. Dann lagern Familien und Freunde unter den zartrosafarbenen üppigen Blüten, trinken massenweise Sake, springen (mehr oder weniger vollständig bekleidet) ausgelassen über die Wiesen Tokios und Osakas.

Das hat Annika Schulze, amtierende Hamburger Kirschblütenprinzessin, bei ihrem Antrittsbesuch Ende März dieses Jahres in Japan allerdings nicht miterleben dürfen. "Es war zu kalt für die Jahreszeit, deshalb blühten die Bäume leider noch nicht", so Schulze. Die Kirschblüte bedeutet den Japanern extrem viel, sie wird gefeiert, verehrt, steht für Aufbruch, Schönheit, ebenfalls Vergänglichkeit. Die deutsche Kirschblütenprinzessin avancierte deshalb dort sofort zum Star, die norddeutsche Architekturstudentin wurde hofiert, schlief in Nobelhotels, speiste mit den Würdenträgern, bekam eine Dolmetscherin zur Seite gestellt.

Eine Woche lang hielt sie Reden, überreichte Präsente Hamburgs (wie Manschettenknöpfe, Dosen, Tischuhren mit Hamburger Wappen), überbrachte Grußworte. Eine Diplomatin mit Hamburg im Herzen. "Extrem beeindruckend war mein Treffen mit Tadao Ando, dem japanischen Stararchitekten", so Schulze. Ihn lernte sie bei der Einweihung der Kirschbaum-Allee in Hamburgs Partnerstadt Osaka kennen. Dort, wo massenhaft Fernsehteams und Medienvertreter aufliefen, ihr Menschenmassen zujubelten. "Ja, dann winke ich auch wie eine Prinzessin", sagte sie lachend. Wenn sie auf das vergangene Jahr zurückblickt und Bilanz der ersten Hälfte ihrer Amtszeit zieht, so überwiegen - natürlich - positive Eindrücke und persönliche Veränderungen. "Ich bin nicht mehr so schüchtern. Man wächst mit der Aufgabe, man traut sich einiges zu."

Im Mai 2011 wird dann mit dem bekannten Riesenfeuerwerk ihre Nachfolgerin bei der Deutsch-Japanischen Gesellschaft gewählt werden. Ein wenig Wehmut schleicht sich in die Stimme der 24-Jährigen, wenn sie über den Abschied vom Amt spricht. "Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dort zu arbeiten oder an der Uni meinen Doktor zu machen." Denn Japan, dieses Land, wird immer ihre Leidenschaft bleiben.