In schlaflosen Nächten kommen ihm die besten Ideen zum Witzigsein. Der Hamburger Comedian arbeitet an seinem ersten Soloprogramm.

Hamburg. Die meisten Menschen sind genervt, wenn sie nachts nicht einschlafen können und sich von einer Seite auf die andere wälzen. Bei Comedian Thorsten Bär ist das anders. In schlaflosen Nächten kommen ihm die besten Ideen zum Witzigsein. "Wenn ich nicht sofort alles notiere, vergesse ich es wieder - leider meistens für immer", sagt Bär. So sitzt der 32-Jährige hin und wieder bis in die frühen Morgenstunden am Schreibtisch.

Jetzt aber sitzt er in einem Café am Gänsemarkt, trinkt Limonade und plaudert ganz entspannt. Vor einer Woche ist er heimgekehrt aus Polen. Dort drehte er im Auftrag von Nivea gemeinsam mit seinem Kollegen Maxi Gstettenbauer einen Video-Blog mit zehn Folgen zur Fußball-Europameisterschaft. Die beiden Witzbolde mussten schweißtreibende Aufgaben lösen, bespaßten Fans oder veralberten Deutschlands sportliche Gegner. Ein großer Erfolg für Bär, denn der Blog wurde vor den Spielen im Fernsehen beworben. So dürfte Bärs Gesicht nun vielen bekannt vorkommen.

Schon in der Schule war Bär, der aus dem Rheingau stammt, der Spaßvogel. Regelmäßig gab er in der Aula mit Klassenkameraden Sketche zum Besten. Krönender Abschluss seiner Schullaufbahn: Bei der Abifeier parodierte er jeden seiner Lehrer. "Übel genommen hat mir das zum Glück niemand. Einer von ihnen hat mich sogar eingeladen, als er in den Ruhestand verabschiedet worden ist, damit ich ihn noch einmal parodiere", erzählt der Mann, der viel lacht und schnell redet. Dieser kleine Erfolg ermutigte ihn dazu, sich an Prominenten zu versuchen. Udo Lindenberg, Tim Mälzer, Jürgen Klopp und viele mehr zählen zu seinem Repertoire.

+++ Das Tagebuch eines Multitalents +++

Doch als Comedian Geld zu verdienen ist eigentlich nie Thorsten Bärs Plan A gewesen. "Ich wollte immer Sportjournalist werden. Und das bin ich auch ganz gezielt angegangen", sagt der 1,89 Meter große blonde Kumpeltyp. Erfolgreich kämpfte er sich durch die anspruchsvolle Aufnahmeprüfung der Deutschen Sporthochschule in Köln, um dort von 2000 bis 2005 Sportjournalismus zu studieren. In Köln jobbte er beim Radio. Sich auf die Bühne zu stellen und Leute zum Lachen zu bringen, daran hatte er damals kein Interesse. "Komisch eigentlich, dabei gilt Köln doch als Comedy-Hochburg. Aber ich wollte natürlich nicht umsonst während meines Studiums Tanzen und Turnen gelernt haben", sagt Bär augenzwinkernd.

2006 kam der Rheinländer dann in die Hansestadt, wo er bei dem regionalen Fernsehsender Hamburg 1 volontierte. "Ich habe Hamburg immer geliebt und wollte immer hier leben", schwärmt Bär, der nach Stationen in Hamm und Bramfeld nun mit seiner Freundin in Winterhude wohnt. Heimisch geworden in der Stadt an der Elbe, zog es ihn dann wieder auf die Bühne - nur eben professioneller als zu Schulzeiten. Neben seinem Job beim Fernsehen fing er an, in kleinen Bars aufzutreten. Seine Premiere als Stand-up-Comedian hatte er in der Mathilde-Bar im Grindelviertel. "Die war eher verhalten erfolgreich", erinnert sich Bär. Doch entmutigt hat das den Humoristen nicht. "Mir hat Stand-up-Comedy so viel Spaß gemacht, dass ich drangeblieben bin und es weiter ausgebaut habe. Lernen durch Leiden - dieses Motto beschreibt die Branche sehr treffend."

Vor drei Jahren fasste er den Entschluss, Full-Time-Comedian zu werden und machte sich selbstständig. "Das war natürlich ein Wagnis, aber so langsam zahlt es sich aus", sagt er und denkt kurz nach. "Wenn du aufgibst, bist du verloren und falsch in der Branche. Kaum einer ist von Anfang an ein Knaller." Seinen Auftritt in dem Video-Blog für Nivea nennt Bär "seinen persönlichen Sechser im Lotto", aber auch im Harburger Jazzclub Stellwerk ist ihm ein Erfolg auf regionaler Ebene gelungen. Seit drei Jahren holt er hier jeden ersten Donnerstag im Monat aufstrebende Comedians auf die Bühne. Außerdem macht er gemeinsam mit Cem Ali Gültekin Comedy-Stadtrundfahrten durch Hamburg.

Bär hat Fuß gefasst in seiner Branche. Er ist viel unterwegs, tritt mittlerweile nicht mehr nur in Norddeutschland auf. Zurzeit arbeitet er gemeinsam mit einem Regisseur an seinem ersten Solo-Programm. Das heißt, 90 Minuten allein auf der Bühne lustig zu sein, anstatt einen Auftritt gemeinsam mit anderen Komikern zu wuppen. Bärs großer Traum ist es, irgendwann einmal eine eigene Comedy-Sendung im deutschen Fernsehen zu haben. Natürlich eine, die geguckt wird. Und vor allem eine, über die die Menschen lachen. Es sieht danach aus, als sollte es gelingen.