Birgit Gerlachs Ehemann Theo ist Gründer der Seaside-Hotels, Sohn Gregor Vorstandsvorsitzender der Restaurantkette Vapiano.

Hamburg. Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau. Sagt man und meint damit Frauen wie Michelle Obama oder die verstorbene Loki Schmidt. Auch Birgit Gerlach ist so eine Frau, obwohl sie sich selbst nie so bezeichnen würde. Dabei steht sie sogar hinter zwei erfolgreichen Männern: ihrem Ehemann Theo, 83, Gründer der Seaside-Hotels, und ihrem Sohn Gregor, 42, Geschäftsführer der Seaside-Hotels Deutschland, von Bagel Brothers sowie Gründer und Vorstandsvorsitzender der Restaurantkette Vapiano.

Wenn man Birgit Gerlach fragt, wie alles anfing, erzählt sie von dem ersten Seaside-Hotel (das inzwischen verkaufte Don Gregory), welches 1974 auf Gran Canaria eröffnet wurde. Dass sie ihrem Mann - von Haus aus eigentlich Wohnungsbauunternehmer - dazu geraten hat, sagt sie erst einmal nicht. Das stellt sich erst später heraus. Später, als sie ein bisschen wehmütig erzählt, dass sie "nie ihr eigenes Ding machen konnte". Das BWL-Studium brach sie ab, weil ihr Vater sie für "verrückt erklärte, Anfang der 60er-Jahre als Frau BWL zu studieren", und zu einer soliden Sprachenschule riet - die sie später wiederum beendete, weil sie Theo heiratete und mit ihm nach Hannover zog. Ohne Ausbildung, ohne Job, total unglücklich. "Ich hätte gerne was Eigenes gemacht, hatte aber nichts", sagt sie. Nichts - außer ihrem Stilempfinden und einer guten Idee. "Mach doch was in Spanien", riet sie ihrem Mann - und legte damit den Grundstein für die Seaside-Hotels, zu denen inzwischen vier Resort-Hotels in Spanien und vier City-Hotels in Deutschland gehören, wie beispielsweise auch das Side an der Drehbahn.

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Hinter jeder erfolgreichen Frau steht ein starker Mann. Auch das könnte man sagen, wenn man Birgit Gerlach beschreiben will. Denn Birgit Gerlach ist mehr als die Frau hinter einem Mann. Sie ist bekannt für ihr soziales Engagement und hat den Hamburger Ladies Lunch gegründet, bei dem sie jährlich hochkarätige Gäste ins Hamburger Side-Hotel einlädt, um Spenden für einen guten Zweck zu sammeln. Erst am vergangenen Freitag hatte sie 40 Damen zu einem Ladies Light Tee in die Elbphilharmonie gebeten, um Spenden zu akquirieren. "Ich will etwas zurückgeben, weil es mir so gut geht - und mein Leben lang gut ging", sagt sie. Klingt ein bisschen abgedroschen, hört sich aber ehrlich an. Weil Birgit Gerlach ehrlich ist. Niemand, der seine Worte lange abwägt, sondern spontan und offen erzählt. Nur die Frage nach ihrem Alter übergeht sie charmant. Aber sie erzählt, wie sie kurz vor Kriegsende in Hamburg geboren wird: Ihre Großmutter ist im Gefängnis, weil sie Hitler kritisiert hat, ihre Eltern haben einen Teil ihres Vermögens im Krieg verloren. Trotzdem wächst Birgit Gerlach, damals noch Mattick, behütet in Winterhude auf. Sie spielt in den Trümmern, läuft auf der Straße Rollschuh und fährt in den Ferien mit ihren Eltern nach Italien. Ihr Vater - damals Teilhaber der Mantelfirma Eres - vermittelt seiner Tochter alles über Mode und Stil. "Das kann man nicht lernen. Das hat man im Blut", sagt Birgit Gerlach, die für das Design der Hotels verantwortlich ist.

Wenn man Birgit Gerlach nur kurz auf einem Empfang kennenlernen würde, könnte man sie auf den ersten Blick für eine von vielen Society-Ladys halten. Sehr schick, sehr elegant, sehr höflich, sehr engagiert. Jemand, der frühmorgens aufsteht, auf den Hometrainer geht und streng auf seine Figur achtet. Der die Hälfte des Jahres durch die Welt reist und in der Schweiz genauso zu Hause ist wie in Frankreich oder Hamburg. Doch je länger man mit Birgit Gerlach redet, umso mehr Ungewöhnliches erfährt man aus ihrem Leben. Dass sie und ihr Mann einen Flugzeugabsturz überlebt haben, danach aber zwei Stunden schwer verletzt durch die Gegend geirrt sind, bis sie Hilfe fanden. Dass sie gerne Biografien von starken Frauen liest. Von der Kunstmäzenin Peggy Guggenheim (1898-1979) zum Beispiel.

"Ich bewundere Frauen, die ihren Weg gegangen sind und ihr Ding durchgezogen haben", sagt Birgit Gerlach. Manchmal bereut sie es ein bisschen, dass sie selbst nie die Chance dazu hatte. Aber meistens ist sie froh, dass sie umso mehr Zeit für ihre Kinder hatte: für Gregor und Anouchka, 31. Sie seien ihr ganzer Stolz, sagt sie, ihre Geburt das schönste Ereignis in ihrem Leben gewesen. Klingt wieder ein bisschen klischeehaft, ist aber typisch für eine Birgit Gerlach, die Golfspielen langweilig findet und lieber im Wald spazieren geht - mit ihrem Hund Leopoldo.