Bayerisches Wirtshaus in St. Georg, ein Petit Café in der City, Pizzeria mit Cocktailbar in Hoheluft - Neueröffnungen des Herbstes.

Hamburg. Neben dem Flanieren an der Alster und dem Jungfernstiegbummel haben wir Hamburger eine weitere Lieblingsfreizeitbeschäftigung: Wir meckern über Baustellen. Die zahllosen. Doch bei manchen lohnt es sich, den versperrten Fußgängerweg oder den Stau zu ertragen. Denn hinter den Gerüsten und Bauplanen warten gastronomische Neuigkeiten. Und das in mehreren Stadtteilen:

So eröffnet am 15. November das Al volo am Eppendorfer Weg 211 (Hoheluft-West). Der gelernte Koch Roberto Venturino bietet dort mit seinem Partner Peter Bernhard seine unterschiedlichen Pizzen an - egal ob Klassiker, Trüffelpizza oder Pizza mit Porcetta (Spanferkelbraten). Venturino, der auch in der Kochschule Starküche brutzelt und bisher das Little Italy in Eimsbüttel führte, ist Kalabrese und liebt die italienische Küche. "Ich esse selbst unheimlich gern eine richtig gute Pizza, doch die ist in Hamburg schwer zu finden", sagt er, "bisher."

Nebenan wird der frühere Betreiber Nico Barich seine Bar Zwo11 als Eberhardts aufmachen. Angelehnt an den Namen des ehemaligen Besitzers, Achim Eberhardts, der hier lange Jahre eine wahre Kultkneipe führte. 1968 eröffnete er im Hoheluft-Quartier seine Old Fashion Bar, die vielen Bartendern Inspiration war und Gäste durch Austausch von heiteren Tresengeschichten unvergessen bleibt. Das Eberhardts wird eine traditionelle Cocktailbar sein, mit bekannten Drinks und standesgemäßer Türklingel.

Bayerisch und deftig hingegen geht es seit Neustem an der Langen Reihe zu: Hier eröffnete Lars Grumbrecht das Hacker-Pschorr, ein original Münchner Wirtshaus: "Ich mag Bayern. Und vor allem die deftige und schmackhafte Küche hat es mir angetan", sagt Grumbrecht. Und das, obwohl der Konditormeister schon als Patissier im Hotel Grand Elysée gearbeitet und 15 Jahre lang das Restaurant Le PaqueBot im Thalia-Theater geführt hatte. Da stand noch französisch-mediterane Küche auf dem Programm.

Doch jetzt hat sich der 45-Jährige einem urdeutschen Konzept zugewendet: Als er das Le PaqueBot aufgegeben habe, habe er nach einem geeigneten Standort für ein Wirtshaus gesucht. Dann entdeckte Grumbrecht die Räume an der Langen Reihe/Ecke Schmilinskystraße, in denen zuvor ein asiatisches Restaurant war. Die Immobilie gehört Juwelier Andreas Giercke (Uhren Becker), auch er war von dem Konzept überzeugt. Für Grumbrecht steht fest: "Das ist der ideale Standort, denn so ein Gastronomiekonzept gibt es hier noch nicht." Stimmt. Schweinshaxe, Obazda, Weißwürste oder bayerischer Wurstsalat sind in St. Georg bisher noch nicht zu finden. Gespeist und getrunken wird an blanken Holztischen, das Besteck und die Servietten stehen im grauen Bierkrug auf dem Tisch. Aber in der Lederhose werden die Gäste Lars Grumbrecht dann trotzdem nicht antreffen: "Das wäre mir dann zu viel Bayern in Hamburg", sagt der Gastronom lächelnd. Aber seine Gäste dürften natürlich gerne in Tracht kommen.

Völlig unverkleidet kann im Petit Café gesündigt werden. Das lockere Café an der Hegestraße (Eppendorf) ist wie ein offenes Geheimnis: Jeder weiß, wie verführerisch der Kuchen dort duftet und schmeckt, doch es wird nicht zu viel darüber geredet. Denn sonst ist die süße Sünde zu schnell ausverkauft, und man kriegt selbst vielleicht kein Stück des Frucht-Streusel-Blechkuchens mehr. Doch Abhilfe naht! Anfang November eröffnet Theresa Goitom eine Dependance des Petit Café an den Hohen Bleichen 20 (Neustadt). Den Original-Blechkuchen bezieht sie übrigens von Gründerin Ulrike Stiller. Im Austausch dafür liefert Goitom ihren selbst gerösteten Kaffee, unter anderem aus ihrer Heimat Äthiopien.