Mutter Gabriele und Tochter Julia Wöhlke eint viel mehr als ihre Arbeit für das eigene Drogerieunternehmen Budnikowsky.

Uhlenhorst. Ja, sie seien eher wie Freundinnen, das könne man getrost so sagen, meint Gabriele Wöhlke. Sie schaut zu ihrer Tochter hinüber, Julia lächelt. Es ist das gleiche offene Lächeln, das sich auch auf ihrem Gesicht ausbreitet, sobald sie spricht. Es gibt eigentlich auch keinen Grund, warum das nicht so sein sollte. Denn Gabriele und Julia Wöhlke sind zwei zufriedene Frauen, die 60-jährige Mutter und ihre 31 Jahre alte Tochter.

Beide tragen schlichte weiße Blusen und Blazer, haben glänzende braune Haare und teilen die Überzeugung, dass sie mit ihrer Arbeit Gutes tun. "Jeden Tag Gutes tun", so lautet eben der wichtigste Leitspruch ihres Arbeitgebers Budnikowsky.

Den sie als solchen verstehen, obgleich die Drogeriemarktkette ihrer Familie gehört. Cord Wöhlke, Ehemann von Gabriele, ist Geschäftsführer, und nach und nach ergab es sich, dass alle fünf Familienmitglieder hauptberuflich für Budni arbeiten: Julia verantwortet die Personalabteilung, ihr älterer Bruder Christoph ist Mitglied der Geschäftsführung, Mutter Gabriele auch, federführend im Bereich Unternehmenskultur, zudem leitet sie die Budnianer Hilfe, der jüngste Sohn Nicolas ist Bezirksverantwortlicher. Alle Wöhlke-Kinder haben ihre "Ausbildung" in einer Budni-Filiale angefangen, Julia saß als 14-Jährige sonnabends an der Kasse und räumte Regale auf. Gut fürs Taschengeld. Und die Zukunft.

Julia Wöhlke bestellt im Literaturhaus-Café Grünen Tee, Mutter Gabriele Latte macchiato. Beide sprechen offen über ihr Verhältnis, ihre Familie und natürlich Budni. Gabriele Wöhlke strahlt, wenn sie berichtet, dass nun alle ihre Kinder wieder zusammen sind. "Ich bin schon eine Übermutter", sagt die Hamburgerin. Schwer sei es ihr gefallen, den Jüngsten ziehen zu lassen, als er sich mit 14 Jahren dafür entschied, auf ein Internat in den Schwarzwald zu gehen, dann in der Schweiz studierte. "Heute wohnen wir alle sehr zentral in der Stadt und treffen uns häufig zum Essen, darauf bin ich sehr stolz, dass das so klappt", sagt sie. "Und einmal im Jahr gibt es ein Familienwochenende, da machen wir alle zusammen eine Städtetour", ergänzt Tochter Julia. Neuerdings auch mit den jeweiligen Lebenspartnern.

Klingt nach viel Idylle und Harmonie. Gabriele Wöhlke hebt fast entschuldigend die Schultern. "Das stimmt schon, wir haben einen großen Zusammenhalt." Sie lacht. "Wie in einer italienischen Familie geht es da auch mal recht emotional zu. Aber wir sind auch eine offene Familie und sehen es als Bereicherung an, viel mit anderen Menschen zu tun zu haben." Der Partykeller war immer voll mit Freunden der Kinder, als sie noch in Harburg lebten und dort zur Schule gingen, die Reiselust von Julia wurde gefördert. "Mit elf Jahren flog sie zum ersten Mal in ein Sommercamp nach Japan, gleich für fünf Wochen", sagt die Mutter, die ihre Sorgen hintenanstellte und ihre Tochter unterstützte. Mit Erfolg. Julia verbrachte noch mehrere Monate bei Hilfsprojekten auf Kuba und in Costa Rica - und heute verbindet die beiden "Budni-Mädels" eine enge Vertrautheit.

"Ich bin sehr glücklich, dass wir dieses enge Verhältnis haben", sagt Gabriele Wöhlke. Julia Wöhlke teilt das Gefühl. "Von meiner Mutter habe ich mir ihre Herzlichkeit abgeguckt." Mindestens einmal pro Woche joggen sie mit Gabriele Wöhlkes Parson Jack Russell Loretta. Treffpunkt Alsterperle, einmal um die Alster. Immer im Uhrzeigersinn. "Klar geht es bei uns viel um die Firma, das mischt sich immer und lässt sich nicht so leicht trennen", sagt Julia Wöhlke. Überzeugt leben sie das, was sie mit Budni verkörpern wollen. Bodenständig, nachhaltig, mit einem Bewusstsein für andere und die Umwelt.

Ihr Team liegt ihnen am Herzen, zu Weihnachten schwärmen alle fünf Wöhlkes aus, um ihren 1800 Mitarbeitern persönlich ein Geschenk zu überreichen. "Das ist der schönste Teil meiner Arbeit", sagt Gabriele Wöhlke, "denn man nimmt aus diesen Gesprächen so viel mit." Julia Wöhlke erzählt von einem Projekt, das nach solchen Besuchen entstand: "Wir haben mit dem Fürstenberg-Institut einen Vertrag abgeschlossen, eine anonyme Beratungsstelle, an die sich Mitarbeiter wenden können, wenn sie private Probleme oder Schulden haben." Das Unternehmen zahlt jedem Mitarbeiter einen festen Betrag - egal, ob dieser die Hilfe in Anspruch nimmt. "Ich sehe das als Teil unserer sozialen Verantwortung", sagt Julia Wöhlke.

Sie selbst braucht nicht den Luxus, ohne den andere in ihrer Position nicht könnten. "Nein", antwortet sie lachend auf die Frage nach einem Chauffeur, "wir fahren alle selbst. Das würde nicht zu uns passen." Und sie sei froh, nicht Budnikowsky zu heißen. So wisse nicht jeder sofort, wo sie hingehöre. Spricht sie von ihrer Arbeit, dann liegt es ihr fern, sich zu verstecken. "Als Frau muss man lernen, sich zu behaupten." Oder: "Ob ich in andere Drogeriemärkte gehe? Klar, zum Gucken, nie zum Kaufen!" Beide Frauen benutzen ausschließlich Budni-Produkte, probieren alles aus. "Wir können ja nur überzeugt von etwas sein, was wir selber kennen." Auch ein Familienmotto der Wöhlkes.