Er verschönerte schon Naomi Campbell und Tina Turner. Heute wird Armin Morbach 40. Der Hamburger sprach über Lifting und Lebenskrisen.

Winterhude. Armin Morbach schafft Illusionen. Jeden Tag wieder, meist 18 Stunden lang. Als Stylist, Make-up-Artist, Fotograf, Herausgeber des gesellschaftskritischen Lifestylemagazins "Tush". Sein ganzes Leben dreht sich um Schein, vernachlässigt das Sein. Morbach wagt den Spagat, er reflektiert und positioniert sich klar. Mittlerweile. "Auf dem roten Teppich pose ich, das ist die Schickischacki-Welt, da bin ich der Styling-Armin, aber natürlich bin ich so privat nicht", sagt er und winkt dabei wild mit den Händen. Er lacht. Über sich selbst. Überhaupt lacht er viel. "Ich habe etwas angenehm Schizophrenes, ich kann aus jeder Situation irgendwas Inspirierendes mitnehmen." Das ist auch eine Antwort auf die Frage, wie er seine mehr als 20 Jahre lange Karriere geschafft hat. Heute wird der Styling-Experte 40 Jahre alt.

Er blickt zurück auf einen bewegten Lebenslauf: Sein Coming-out hatte er mit 14, mit 15 brach er die Schule ab, beschloss das bayerische Bayersbach zu verlassen und die Welt zu verschönern. Er ließ sich bei Vidal Sassoon und Gerhard Meir in München zum Friseur ausbilden, ging dann nach Miami, New York. "Mit 21 habe ich meine erste Chanel-Schau gemacht, mit 25 Tina Turner frisiert, ich habe früh superviel erreicht", sagt Morbach. Auch wenn er illegal in den USA arbeitete und mal am Strand übernachten musste. Seine Liebe zum Handwerk trieb ihn an: "Ich fand Haaremachen immer toll. Wahrscheinlich auch, weil ich selbst ganz früh alle meine eigenen verloren habe. Ich kann mit meinen Fingern in zwei Minuten aus offenen langen Haaren eine Abendfrisur modellieren", so Morbach. Er ist stolz darauf, aber er hat es auch schon oft erzählt. Sein Anliegen: Frauen hübsch machen. "Du hast auch eine Macht, wenn da Frauen wie Naomi Campbell morgens im Bademantel, noch ungeschminkt und ganz fragil vor dir sitzen und sich in deine Hände begeben, bevor das Shooting beginnt." Im Gegensatz zu anderen Stylisten brauche er weder große Entourage noch riesige Ausstattung, er komme nur mit einem kleinen Köfferchen zu Cindy Crawford, Diane Krueger oder seiner guten Freundin Eva Padberg. Auch wenn er als Friseur gebucht ist. "Ich modelliere mehr, als dass ich schneide."

Armin Morbach versteht sich ohnehin als Künstler, vor drei Jahren entdeckte er die Faszination der Fotografie, eröffnete gerade mit seinem Förderer F.C. Gundlach eine Ausstellung in Moskau. "Es kam einmal kein Fotograf zu einem Termin, da habe ich die Bilder halt selbst gemacht", erzählt Morbach. Er lehnt sich zurück, verschränkt kurz die Hände hinter seinem Kopf, kommt dann wieder zurück an den Schreibtisch seiner Künstleragentur Ballsaal an der Barmbeker Straße.

An der Wand ein Bild von Topmodel Toni Garrn. "Es ist total schön, wie viele Celebrities sich freuen, wenn sie nicht mainstream fotografiert werden. Die Berben habe ich als rassige Italienerin inszeniert oder Hannah Herzsprung als Theaterschauspielerin." Er nimmt einen Schluck Mineralwasser. Jetzt, mit 40, da sei er an einem Punkt, wo er nachdenken müsse, was es Neues geben könnte. "Am 1. September erscheint 'Horst', ein Schwulenmagazin."

Er lacht schon wieder, rückt seine auffällige schwarze Brille zurecht. Neben der dunklen Cap ein Markenzeichen. Jedenfalls seit die Haare weg sind. Ansonsten war das Alter gut zu dem quirligen, flinken Mann. "Liften lassen würde ich mich nicht, schon weil ich die Narben ja nicht verstecken könnte", sagt er und grinst. "Ich will ja nicht aussehen wie ein geliftetes Monster." Aber ja, er lasse sich die Fältchen an und unter den Augen mit Hyaluronsäure wegspritzen. "Stimmt, tut richtig weh, aber kann man mal machen", so Morbach und nimmt seine Brille ab. Zarte, glatte, helle Haut. "Wir leben ja nicht mehr 1950, wo man noch in Würde altern musste, oder?", fragt er. "Ich investiere so und mit teuren Cremes in mein Aussehen, dafür spare ich ja beim Friseur!" Morbach kichert. "Dank Facebook sehe ich, wie meine Schulfreunde aussehen. Das ist wie Franz Josef Strauß, 100 Kilo, Glatze und fünf Kinder." Vor einem halben Jahr, da "hatte ich total Panik wegen der 40, früher war ich doch immer überall der Jüngste", sagt Morbach.

Jetzt sieht er die 40 als magische Zahl, freut sich auf seine Geburtstagsparty in Susis Show-Bar. "Der Kiez hat mich vor 17 Jahren, als ich in Hamburg ankam, gut aufgenommen, deshalb gehe ich nicht 'schickimicki' an den Hafen." Die Menschen in der Stadt haben ihn aufgefangen, als er vor zwei Jahren an Burn-out litt, sagt er. "Vier Wochen lang habe ich nicht gearbeitet, sondern Blümchen gekauft, gekocht, mit meinen Hunden Zeit verbracht und gebügelt, das tat gut", sagt der Kreative, der viele Kilometer auf seinem alten Porsche hat und gern Hunde aus dem Tierheim vermittelt. "Es geht immer alles rasend schnell bei mir." Hamburg ist seine Stadt, nie würde er nach Berlin wollen oder in Paris, gar München leben.

"Hier hat man mir die Chance gegeben, anonym und privat zu sein, die Leute wollen hier nur Handyfotos, und keiner fotografiert über die Klotür", sagt Morbach. Er sei ein Original wie Olivia Jones, "man wird angeschaut, aber in Ruhe gelassen." Mittlerweile leben und arbeiten auch seine Eltern mit und für ihn, entwerfen und bauen die Kulissen für Shootings. "Ich weiß, wo ich stehe und hingehöre. Nach Hamburg. Das ist mein Zuhause."