Tine Wittler hat reichlich zu tun. Am 18. Juli geht die wieder auf Sendung. Ein Sachbuch und ein Dokumentarfilm sind ebenfalls in Arbeit.

Altona. Es gibt sie tatsächlich. Momente, in denen Tine Wittler nichts tut. In denen sie am Tresen sitzt, einfach "Beine und Seele baumeln" lässt und die obligatorische Zigarette genießt. Allerdings - sie sind selten. Zu viel passiert im Leben der 38-Jährigen, zu sehr reizen sie neue Aufgaben.

Sie schreibt Bücher, führt als Gastronomin ihre Bar "Parallelwelt" in Altona-Nord, vor allem jedoch ist sie als TV-Wohnexpertin bekannt. Als solche ist sie seit 2003 für RTL im "Einsatz in vier Wänden", hat in rund 300 Sendungen fast ebenso viele Wohnungen renoviert und dekoriert, gewann damit vor sieben Jahren sogar den Deutschen Fernsehpreis. Nach einjähriger Pause kann ab dem 18. Juli erneut in zehn "Spezial"-Folgen verfolgt werden, wie Tine Wittler Menschen hilft, die, so sagt sie, Dinge nicht mehr selbst in die Hand nehmen können. Eine alleinerziehende Mutter von vier Söhnen etwa, deren Haus abbrannte. "Es war wunderbar zu sehen, wie die Familie in ihr altes und neues Zuhause eingezogen ist - obwohl sie dachten, sie könnten nie mehr dorthin zurückkehren", erzählt sie.

Nicht zuletzt sind es aber ebendiese Schicksale, die mitunter Kritik auslösen. Man würde Leid inszenieren, der Quote wegen Wahrheiten verbiegen. Tine Wittler kennt diese Vorwürfe, wurde besonders vor einem Jahr damit konfrontiert, als ihre zweite RTL-Sendung "Unterm Hammer" abgesetzt wurde, weil die verantwortliche Produktionsfirma geschummelt haben soll. Wittler wusste von diesen Vorgängen nichts, was von der Produzentin öffentlich bestätigt wurde. Sofort, sagt die Moderatorin, habe sie danach die Zusammenarbeit aufgekündigt. Bei "Einsatz in vier Wänden - Spezial" dagegen sei nichts geschönt. "Die Familien, denen wir helfen, sind authentisch. Die Handwerker sind authentisch. Die Möbel, die wir verbauen, sind authentisch. Und ich bin auch authentisch", erzählt sie. Mit einer Ausnahme: "Ich gebe zu, dass ich vor der Kamera Make-up trage." Eine Antwort, die charakteristisch ist für die gebürtige Ostwestfälin.

"Die einen kennen mich, die anderen können mich" lautet ihr Lebensmotto. Tine Wittler bevorzugt klare Ansagen, sie nimmt lieber den direkten Weg. Selbst wenn dieser einmal unbequem sein sollte. Aus Protest gegen das Nichtraucherschutzgesetz wandelte die passionierte Raucherin vor drei Jahren ihre Bar, in der sie kaum noch persönlich hinter dem Tresen steht, kurzerhand in ein Vereinsheim um, das sich der "Erhaltung der Rauchkultur in Hamburg" verschrieben hat. Das schmeckt nicht jedem. Die Wirtin derweil stört es kaum. Sie verfolgt halt ihre Ziele, kompromisslos, mit allen Konsequenzen. Ihren Eltern hätte sie ihr Selbstvertrauen zu verdanken, sagt sie. "Ich hatte das große Glück, in einer Familie aufzuwachsen, in der meine Schwester und ich großes Urvertrauen entwickeln konnten. Deshalb habe ich keine Angst vor dem Leben." Ihr sei das Gefühl mitgegeben worden, aufgefangen zu werden - selbst wenn etwas schiefgeht. "Dafür bin ich dankbar."

Ihre Eltern waren es auch, die sie erst auf die Idee brachten, Hamburg als Lebensmittelpunkt auszuwählen. Als Jugendliche besuchte sie gemeinsam mit ihnen die Stadt, verliebte sich und kehrte nach dem Kulturwissenschaftsstudium in Lüneburg und im walisischen Glamorgan zurück. "Einfach alles" habe sie hier. "Viel Grün und Wasser, Idylle und pulsierende Urbanität." Und ihren Freund. Nicht zuletzt dürfte es ihm geschuldet sein, dass Hamburg zu ihrer Heimat geworden ist.

Bei Dreharbeiten zu ihrer RTL-Serie lernte sie den selbstständigen Malermeister Boris Hänl, 38, kennen. Sechs Jahre brauchte es allerdings, bis sie erkannten, wie gut sie zusammenpassen. 2009 zog er zunächst in ihre Wohnung in Ottensen ein, dann kauften sie ein Haus in den Elbvororten. Umgebaut hätten sie es natürlich gemeinsam, sagt Tine Wittler. Streit über die Farbauswahl gab es nicht: "Wir sind uns da zum Glück einig." Gleiches gilt beim Thema Kinder: "Dazu gibt es nichts Konkretes zu sagen." Bisher teilen sie sich also zu zweit die rund 200 Quadratmeter. Modern und dennoch heimelig sei ihr Wohnzimmer gestaltet. "Und meistens ziemlich aufgeräumt. Ich hasse es, nach Sachen zu suchen, habe auch keine Zeit dafür." Das verwundert nicht.

Schließlich schreibt sie, parallel zum Fernsehengagement, an einem Sachbuch, arbeitet zudem mit einem Hamburger Regisseur an einem Dokumentarfilm. "Wir hoffen, ihn noch 2012 in die Kinos bringen zu können", sagt sie. Mehr will Tine Wittler nicht verraten. Zumindest dürfte eines sicher sein: Ruhige Momente werden in ihrem Leben eine Ausnahme bleiben.