Studio Hamburg ehrt junge Filmtalente bei einer festlichen Gala mit Nachwuchspreisen. Einige Stars erinnern sich an ihre Anfänge.

Tonndorf. Er kommt wohl nie aus der Mode. Der Satz "Lehrjahre sind keine Herrenjahre" findet sich bevorzugt im Sprachschatz älterer Chefs. Und er wird meist dann geäußert, wenn sich der Nachwuchs über ein zu kleines Gehalt, mangelnde Freizeit oder fehlende Aufmerksamkeit beschwert.

Gestern allerdings hatte er keine Gültigkeit. Beim Studio-Hamburg-Nachwuchspreis in Tonndorf waren es die Erfahrenen, die sich vor den jungen Kollegen verneigten. Mit Lob ebenso wenig sparten wie mit Auszeichnungen. In acht Kategorien konnten sich die Regisseure, Produzenten und Darsteller von morgen insgesamt 45 000 Euro Preisgeld sichern. Weit wichtiger aber waren für manche die anerkennenden Worte, die auf der Bühne vor rund 1000 prominenten Gästen gefunden wurden.

"Beeindruckende Präzision und packende Intensität" etwa bescheinigte Schauspielerin Anja Kling dem "Besten Nachwuchsdarsteller" und zukünftigen Träger des Günter-Strack-Fernsehpreises, Joel Basman, für seine Rolle in dem Drama "Picco". Bei seiner Kollegin Liv Lisa Fries sei es die "Emotionalität" gewesen, die nach Aussage des Laudators Ken Duken die Jury überzeugte. Der Hamburger Krimipreis zu Ehren des Regisseurs Jürgen Roland ging an Christian Zübert für "Nie wieder frei sein" - ein Münchner "Tatort"-Fall. Die Geehrten selbst bewegten sich meist noch etwas unsicher auf dem roten Teppich, während sich die Blitzlichterfahrenen an ihre ersten wackeligen Schritte in der Branche erinnert fühlten.

"Meine Karriere begann schleppend", gestand Schauspielerin Andrea Sawatzki. "Ich habe geputzt und gekellnert, um etwas Geld für erste Demobänder zu sparen." Doch sie wollte vor die Kamera, nichts anderes. Ähnlich erging es Ken Duken, der von seiner Frau Marisa Leonie Bach begleitet wurde. Seine Mutter, die Theaterschauspielerin Christina Loeb, befürwortete es nicht, dass er zum Film ging. "An meinem 18. Geburtstag stand ich direkt beim ersten Casting an." Mit Erfolg. Heute ist er doppelter Grimme-Preisträger.

Es sei wichtig, "sein Ding durchzuziehen, nicht zu verkrampft zu sein", rät Duken den Jüngeren. Häufig sind es Zufälle, die einen nach vorne bringen. So verhielt es sich auch bei Judith Rakers, in Knallfarben gekleidet und als Laudatorin für Sophie Heldmann ("Bestes Drehbuch") geladen. Wenngleich nicht als Schauspielerin, zog es sie früh in die Medienbranche. Eine "Ochsentour" habe sie damals, mit 19 Jahren, hinter sich gebracht. Bis ein Moderator eines Radiosenders, bei dem sie ein Praktikum absolvierte, verschlief. "Dadurch kam ich zu meinem ersten Auftritt hinter dem Mikrofon." Nach ihrem Engagement beim Eurovision Song Contest im Mai wolle sie sich jetzt mit ihrem Mann Andreas Pfaff auf Rügen entspannen - beim Reiturlaub. Während sie selbst Jagd reitet, muss der Reitanfänger in der Halle seine Runden drehen.

Dass der Preis des Abends Türen öffnen kann, hat Jungstar Kostja Ullmann vor vier Jahren erfahren. Damals wurde er als bester Darsteller geehrt. "Eine tolle Bestätigung" sei das gewesen. Lola Klamroth, Tochter von Peter Lohmeyer, war 2010 nominiert - und das hatte Folgen. Im September beginnt sie an der Otto-Falckenberg-Schule München ihr Schauspielstudium. "Ich brauche eine gute Ausbildung." Denn es gilt auch in Zukunft: keine Herrenjahre ohne Lehrjahre.