Juror Thomas Hayo und Laufstegtrainer Jorge Gonzalez sind Hamburg eng verbunden. Am Donnerstag küren sie das nächste Topmodel.

St. Pauli. Er sieht etwas müde aus. Die Mütze tief ins Gesicht gezogen, trinkt Thomas Hayo zunächst einen großen Schluck Kaffee, ehe er im Küchenstudio von Tim Mälzer, direkt neben dessen Restaurant Die Bullerei, Platz nimmt. Der Jetlag macht sich bemerkbar, eben erst ist das Jurymitglied der ProSieben-Sendung "Germany's next Topmodel" in Hamburg gelandet. Auf Einladung von Jean-Remy von Matt, einem langjährigen Kollegen und Freund, besucht er die Hansestadt, soll in dessen Agentur über die amerikanische Werbebranche referieren.

Seit 1993 lebt und arbeitet Hayo in New York als Kreativdirektor für Modemarken wie Uniqlo und William Rast. Seine Karriere allerdings begann er in Hamburg bei der Agentur Springer & Jacoby. Den Kurztrip in die alte Heimat nutzt der 41-Jährige nun, um Jorge Gonzalez zu treffen, der sich als schriller Laufstegtrainer in der Sendung etabliert hat und als Designer und Eventmanager in Winterhude arbeitet.

Beide haben sich gut kennengelernt in den vergangenen drei Monaten, in denen sie gemeinsam mit Heidi Klum auf der Suche nach einem neuen Aushängeschild für die Castingshow waren. Eine intensive Zeit, die am Donnerstag mit dem Finale in Köln ein Ende findet (ProSieben, 20.15 Uhr). Rebecca, Amelie und Jana - das sind die jungen Frauen, die um den Titel des nächsten "Topmodels" konkurrieren. Doch welchen Namen auch immer Heidi Klum am späten Abend in die Arena kreischen wird, Zweifel an ihrem Erfolg werden die Siegerin ohnehin gleich zu Beginn ihrer beruflichen Laufbahn begleiten.

Die heftige Kritik an dem Konzept der Sendung, besonders an den inszenierten, wöchentlichen Aufgaben, kann Thomas Hayo nicht nachvollziehen. "Viele, die sich da äußern, arbeiten nicht in der Branche", sagt er. "Wir machen natürlich eine Unterhaltungsshow. Aber die Grundidee nehmen wir durchaus ernst."

Der Castingstempel, den die Teilnehmerinnen aufgedrückt bekommen, ergänzt Jorge Gonzalez, sei eine Chance. "Der Erfolg stellt sich nicht automatisch ein. Dafür müssen sie weiter an sich arbeiten." Bei den drei Finalistinnen habe er keine Sorge, sagt Thomas Hayo. "Mir ist von Anfang an wichtig gewesen, dass ich hinter der Sendung stehen kann, mich damit nicht vor Kunden lächerlich mache. Ich bin bisher nie im Fernsehen gewesen, brauche das auch nicht." Jean-Remy von Matt war es, der den Kontakt zwischen Hayo und ProSieben herstellte, als der Sender nach einem neuen Protagonisten suchte. Heidi Klum kennt der Werber bereits seit vielen Jahren. Damals musste sie noch in Manhattan um eigene Jobs als Model kämpfen. "Unkompliziert, locker, sympathisch" sei sie. Doch ist Heidi Klum es auch, von der die Sendung lebt. Die Jury wurde nach fast jeder Staffel ausgetauscht, Namen wie Rolf Scheider oder Peyman Amin sind Vergangenheit. "Nein, ich sehe mich nicht als Beiwerk", sagt Hayo. "Es war nie ein Thema, dass mir irgendetwas in den Mund gelegt wurde."

Ob es in der nächsten Staffel mit ihm und Gonzalez weitergeht, entscheidet sich nach dem Finale. "Die Rückmeldungen sind positiv, jetzt müssen wir verhandeln." Das dürfte nicht das Problem sein. Mit Werbung in eigener Sache kennt er sich aus.