Moderator und ehemaliger Handballprofi Alexander Bommes ist gefragt: Als neues Gesicht bei der ARD-“Sportschau“ - und als Vater eines Sohnes.

Eppendorf. Er hat bereits einiges geschafft an diesem Morgen. Mehrere Kilometer an der Alster entlang, inklusive kurzer Sprints. Das Laufen als Frühsport braucht Alexander Bommes zur Entspannung, am liebsten täglich. Einmal nicht präsent, nicht auf Sendung und nur bei sich sein. Diese Momente sind selten geworden.

Denn seit Anfang 2008 ist der 35-Jährige quasi im Dauereinsatz. Als Moderator des "Hamburg Journals" und des "Sportclubs" ist er längst zu einem prägenden Gesicht des NDR geworden. Nun folgt der nächste Schritt. Gemeinsam mit René Kindermann verstärkt er nach Ende der aktuellen Bundesliga-Saison die ARD-"Sportschau" am Sonntag. Ein Ritterschlag für jeden Sportjournalisten. "Ich freue mich unglaublich darauf", sagt Alexander Bommes. Ein "tolles Etappenziel" sei das. "Jetzt kann ich guten Gewissens entspannen." Leicht fällt ihm das nicht.

Als ehrgeizig bis äußerst ungeduldig beschreibt er sich. "Das ist Fluch und Segen zugleich. Ich möchte, dass es immer weitergeht, nicht zum Stillstand kommt." Diese Zielstrebigkeit zeichnet den gebürtigen Kieler schon als Jugendlichen aus, auf dem Handballfeld. Sie führt ihn sogar zum VfL Gummersbach in die erste Bundesliga. Er ist gut, doch entschließt er sich letztlich gegen die Profikarriere, um sein Jura-Studium zu beenden. "So einen Entschluss", sagt Alexander Bommes, "fasst man nie ganz freiwillig. Das hat geschmerzt, ich fühlte mich etwas gescheitert." Die Enttäuschung währt nur kurz. Sein Vater, ein Anwalt, steckt ihn mit seiner Begeisterung für den Journalismus an. Er moderiert in seiner Freizeit im Radio, seinen Sohn zieht es zu einem anderen Medium - dem Fernsehen.

Der Sprung vom Volontär beim NDR hin zum Moderator, bei Alexander Bommes gelingt er im ersten Anlauf. Eloquent, jung, smart - für den Sender bietet er die perfekte Mischung. Und nicht nur für den. Am Arbeitsplatz lernt der Journalist Julia Westlake kennen, einst als Moderatorin der "NDR Talk Show" und heute beim "Kulturjournal" tätig. Sie verlieben sich, halten ihre Beziehung zunächst weitestgehend verdeckt und meiden rote Teppiche, sind lieber mit Freunden oder für sich, zu zweit in ihrer Wohnung in Eppendorf. Bis Sohn Jonathan, mittlerweile anderthalb Jahre, geboren wird. "Ein kleiner Terrorist mit roten Locken und der gepaarten Energie seiner Eltern", erzählt Alexander Bommes lachend.

Jonathan hat viel verändert. "Alles bedarf der Absprache, weil wir beide berufstätig sind." Wichtiger als die Organisation jedoch sind die plötzlichen Vatergefühle, über die er zuvor ungläubig den Kopf schüttelte, wenn Freunde davon berichteten. "Ich habe noch nie derart viel Liebe empfunden, aber auch Angst um eine Person gehabt." Bei der Erziehung sind klare Regeln wichtig. Streng, ja, das könne er durchaus sein, Fernsehen etwa ist für Jonathan verboten. Lediglich bei der "Sportschau" mache er vielleicht "ab und zu" eine Ausnahme. "Ich möchte für ihn ein solcher Vater sein, wie mein Vater einer für mich ist", sagt er. Und: "Jonathan soll später als Mannschaftssportler auftreten." Im übertragenen, nicht im wörtlichen Sinne. Ein Mensch, der sein Gegenüber stets mit Respekt behandelt.

Um ihrem Sohn mehr Platz zu bieten, zieht das Moderatorenpaar demnächst nach Groß-Flottbek. Mit Zimmern für weitere Kinder? Alexander Bommes lächelt. "Die Nachwuchsplanung ist zumindest nicht abgeschlossen." Momentan halte sie Jonathan genügend auf Trab. "Neulich hat er bei meinen Eltern alle Ostereier von den Zweigen gerissen, um damit Fußball zu spielen." Der Junge weiß, was er will. Das muss er vom Vater haben.