Für seinen neuen Film drehte der Hamburger Marek Erhardt zwei Monate in Panama. Seine Familie und den HSV hat er in der Zeit vermisst.

Eppendorf. Dieser Tage ist Schauspieler Marek Erhardt ("Da kommt Kalle") immer auf Sendung. Nicht im Fernsehen, sondern im Leben. Er ist gefragt, seit er am 9. Januar zu einem der zwölf Aufsichtsräte des HSV gewählt wurde. Deshalb entschuldigt er sich auch für fünf Minuten, nachdem er die Campus Suite an der Eppendorfer Landstraße betreten hat und sofort sein iPhone klingelt.

Doch dann nimmt der 41-Jährige seine Sonnebrille ab, schaltet das Handy aus, freut sich über seine Latte macchiato und erzählt drauflos. Davon, wie stolz er ist, den HSV-Aufsichtsratsplatz bekommen zu haben. "Momentan nimmt dieser Job jeden Tag acht Stunden in Anspruch. Denn ich möchte über alles, was ich entscheide, genau Bescheid wissen." Er sei eben Perfektionist - und schließlich von einem Teil der 70 000 Mitglieder gewählt. Umso genauer schaut er sich deshalb gerade alle Abteilungen des Fußballvereins an. Hier hat er nun seinen Platz gefunden, zumindest für die kommenden vier Jahre, nachdem er lange Stadionsprecher war und immer schon glühender Fan.

Seine Töchter eifern ihm übrigens nach. Die achtjährige Marla und die vierjährige Mathilda teilen Papas Vorliebe für den Verein mit der Raute. "Am Wochenende geht die Kleine zum ersten Mal mit ins Stadion und will unbedingt auf den Rasen - wie ich ihr das ausreden soll, weiß ich noch nicht", erzählt Erhardt lachend. Seine Töchter und Ehefrau Maren liegen ihm am Herzen, ein Vorteil seines unsteten Berufs sei es immerhin, "dass ich mir auch einfach mal einen Tag frei nehmen kann", so Ehrhardt, der in Winterhude lebt und sich als "künstlerischen Geschäftsmann" beschreibt. Denn ohne ein Management-Talent würde er seine Aufträge als Synchronsprecher für Kinofilm-Trailer, als Werbestimme für verschiedene Produkte, als Moderator und Schauspieler nicht vereinen können. Im Gegensatz zu anderen kann sich der Sohn des Regisseurs Gero Erhardt und Enkel von Komiker Heinz Erhardt nicht über die Auftragslage beschweren, er ist gut im Geschäft. Und das seit Jahren. Erhardt klopf auf den Tisch. Dreimal. "Ich denke, das hat ein paar Gründe. Einerseits bin ich bescheiden geblieben, habe mich nie verändert, kann jeden Tag gut in den Spiegel sehen", so der Hamburger, "und andererseits habe ich mich nie nur auf eine Branche verlassen, sondern mir immer nebenbei einen anderen Bereich erschlossen." Dennoch, "klar, ich kenne Existenzängste. Ich habe eine Familie und einen Anspruch an unser Leben."

Weniger komfortable Umstande, die hat er gerade er erlebt. Zwei Monate lang drehte Erhardt in Panama für den Abenteuerfilm "Die Schatzsucher" (Sendetermin: 13. März, 20.15, ZDF), gemeinsam mit Julia Stinshoff und Oliver Bootz. "Das war ein wahnsinnig anstrengender, toller Dreh", sagte er, "ich habe die Regenzeit erlebt, das Hochwasser des Panamakanals gesehen, und am Set haben wir heftige Szenen mit Verfolgungsjagden und Schiffskentern gedreht." Er zeigt Fotos auf seinem Handy, Schnappschüsse von den Dreharbeiten. Übrigens versuche er, grundsätzlich das Positive in Situationen zu sehen: So freute er sich, während seiner Abwesenheit "täglich mit meinen Töchtern per Skype telefoniert zu haben. Das war, als ob ich immer dabei gewesen wäre", erzählt er stolz von den Video-Telefongesprächen. Technik begeistere ihn, der einen Pilotenschein gemacht hat (und ihn gerade verfallen ließ), ein Tonstudio im Keller besitzt und eine Vielzahl an Apps. Und ein Telefon, das wieder klingelt. Der größte Wunsch seiner Familie an ihn? "Handyfreie Zeit!"