Jacob Weigert über den Füllerführerschein, Freundschaften und schaupielerischen Anpruch. Ab heute spielt er wieder in “Anna und die Liebe“.

Neustadt. Er wirkt wie der freundliche junge Mann von nebenan, mit dem man einen kurzen Schnack im Treppenhaus hält oder auch mal einen längeren in seiner Lieblingskneipe, der Gaststätte Dreyer am Michel. Statt Bier bestellt sich Jacob Weigert ("Küstenwache") einen schwarzen Tee. Und dann plaudert der Schauspieler drauflos. Sein Leben könnte die perfekte Vorlage für ein Drehbuch sein.

Als er sieben Jahre alt war, flüchteten seine Mutter, sein Bruder und er aus Ostberlin über Ungarn nach Hamburg. "Für mich war es ein großes Abenteuer. Meine Mutter sagte damals zu uns: 'Wir machen einen Wochenendausflug zu Onkel Alexander.' Obwohl ich keinen Onkel namens Alexander kannte, habe ich es geglaubt. Auch heute neige ich dazu, noch manchmal naiv und leichtgläubig zu sein", sagt der 29-Jährige. Als seine Mutter ihn aufforderte, den Lieblingsteddy einzupacken, hätte er "den Braten eigentlich riechen müssen, habe ich aber nicht". Auch das Zelten im Auffanglager in Ungarn und später das Leben in einem Wohnwagen in Schnelsen habe der Schauspieler in seiner Erinnerung als nicht schlimm, sondern als abenteuerlich empfunden.

Die Schulzeit in Hamburg sei gewöhnungsbedürftig gewesen. "Was ich komisch fand", sagt Jacob Weigert, "war der Füllerführerschein. Ein Schönschrifttest, nach dem man dann mit Füller schreiben durfte. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass ein Versprechen zu DDR-Zeiten ein größeres Gewicht hatte. Genauso war es mit Freundschaften. Wenn man fragte, ,Willst du mein Freund sein?', und der andere das bejahte, dann war es auch so. Hier habe ich oft die Erfahrung gemacht, dass Freunde kamen und gingen."

Nach der Schulzeit habe sich der begeisterte Fahrradfahrer dazu entschlossen, Maschinenbau zu studieren. Das dauerte aber nur ein halbes Jahr. Dann habe er den Mut gefasst, trotz großer Konkurrenz, sich für die Schauspielerei, zu entscheiden. Mit Erfolg. Kurz nach der Abschlussprüfung bekam er eine Rolle in der ProSieben-Teenie-Komödie "Klassenfahrt - Geknutscht wird immer" und dann eine an der Seite von Christiane Paul und Ulrich Tukur in "Die Nacht der großen Flut".

Dabei räumt Jacob Weigert ein, sich mit dem Fernsehen zuerst schwer getan zu haben: "Ich wollte auf Theaterbühnen stehen und große Kunst machen. Das sind die Ansprüche, die man nach der Schauspielschule hat, aber im Laufe der Zeit erweitert sich der Blickwinkel." Auch durch Serien könne er seinen Ansprüchen gerecht werden.

So nahm er die Rolle des Enrique Vegaz in der Sat.1-Telenovela "Anna und die Liebe" an. Zuletzt setzte Jacob Weigert für drei Monate aus, das brachte die Rolle des Gentlemans Enrique mit sich, der laut Drehbuch um die Welt reiste, um seinen Herz-Schmerz zu überwinden. Nun ist er zurück und von heute an (18.30 Uhr) wieder neben seiner Kollegin Jeanette Biedermann zu sehen. Als Womanizer sieht sich Jacob Weigert privat nicht, obwohl er immer Glück mit Frauen hatte.

Unvergessen bleibt die erste Liebe mit 15 Jahren: "Sie war zwei Jahre älter und sehr hartnäckig. Ich hingegen gab mich wahnsinnig cool in Baggy Pants und Käppi, obwohl ich ängstlich und schüchtern war." Sie habe ihn gefragt, ob er sich eine Beziehung mit ihr vorstellen könne. Lässig verneinte er. Begründung: keinen Bock. Heute sagt Weigert: "Das war eine große Lüge, ich war einfach zu nervös." Geklappt hat es dann doch. Dafür sei der jetzige Single immer noch dankbar.

Besonders faszinieren würden ihn an Frauen der Duft, die Bewegung und der Intellekt: "Ich bin einfach ein großer Ästhet."