Tobias Schlegl ist mit dem NDR-Satiremagazin “extra 3“ für den Grimme-Preis nominiert. “Ich fürchte mich manchmal fast vor mir selbst“.

Hamburg. Er geht dahin, wo es wehtut. Weniger ihm selbst, viel mehr den anderen. Wenn Tobias Schlegl in Aktion ist, kann das für Politiker und Wirtschaftsgrößen peinlich enden. Im vergangenen Sommer etwa, als der Moderator des NDR-Satiremagazins "extra 3" Bahnchef Rüdiger Grube das "goldene Handtuch" für das beste mobile Saunaangebot überreichte - während der Hitzewelle waren in mehreren Zügen die Klimaanlagen ausgefallen. Grubes Begeisterung hielt sich, höflich ausgedrückt, allerdings sehr in Grenzen.

Anders sehen das die Juroren des renommierten Grimme-Preises. Gestern gab das Institut die Nominierungen für die seit 1964 verliehenen Fernsehpreise bekannt. Mit der "extra 3"-Rubrik "Schlegl in Aktion" ist der 33-Jährige in der Kategorie "Spezial" dabei. Ob er die Trophäe am 1. April in Marl überreicht bekommt, entscheidet bis zum 16. März eine Kommission. So oder so, bereits die Nominierung sei eine tolle Bestätigung für sein Team, sagt Tobias Schlegl. Zeigt sie doch, dass Unterhaltung und politisches Engagement sich nicht ausschließen müssen.

Zorn ist es, der ihn antreibt. Der ihn dahin gehen lässt, wo die Entscheider sitzen, wo Dinge vertuscht werden. "Wir wollen Wahrheiten offen aussprechen." Und da die nur selten bequem sind, ist er schon öfter unsanft vor die Tür gebeten worden. "Es wird nicht leichter für mich, an manche Personen heranzukommen", sagt der bekennende Umweltaktivist und Vegetarier, der 2004 vom damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder in den Rat für Nachhaltige Entwicklung berufen wurde. Angst davor, mächtigen Bossen wie dem scheidenden HSH-Chef Nonnenmacher vor laufender Kamera Kontra in Form eines Ständchens zu geben, habe er nie. "Ich fürchte mich manchmal fast vor mir selbst." Einige Wunschkandidaten für den schleglschen Aktionsplan gibt es natürlich noch. Die Kanzlerin, klar. Und Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg möchte er packen. "Der ist mir zu gelackt."

Doch selbst ein Satiriker hat seine Grenzen. Nach unten trete man nicht. "Das ist für mich plumpe Comedy." "Extra 3" sei ein perfektes Format, sagt er. "Da kann ich meine Leidenschaft zum Beruf machen." Humor ist für den Vater einer Tochter eine Lebenseinstellung. "Wut humoristisch zu verpacken, das ist die beste Kombination", sagt er. Inklusive viel Selbstironie. Denn wer austeilt, muss auch einstecken können.