Im Bucerius-Kunst-Forum versammelten sich kaufkräftige Liebhaber und brachten 280.000 Euro für Projekt “Bridging the Gap“ zusammen.

Altstadt. Das pinkfarbene Kleid von Christiane Gräfin zu Rantzau sieht höchstselbst fast aus wie ein Kunstwerk. Viel muss die Auktionatorin an diesem Abend reden, kann kaum zu ihrem Wasserglas greifen, wenn sie rund 100 Kunstwerke anbieten, anpreisen und beschreiben muss, um sie an die "Ladies and Gentlemen" zu bringen. Sie reagiert auf Gebote, spricht schnell und deutlich, übersetzt sich selbst simultan, als könnte sie auf zwei Kanälen gleichzeitig senden. Vielleicht gehört das zur Ausbildung eines European Director des großen Auktionshauses Christie's.

Im Bucerius-Kunst-Forum versammelten sich am Sonnabend kaufkräftige Kunstliebhaber, nahmen auf knapp 200 grünen Filzstühlen Platz, um vor allem zeitgenössische Kunstwerke zu kaufen, und zwar für einen guten Zweck. Der Reinerlös - am Ende werden 80 Kunstwerke 280 000 Euro einbringen - kommt dem Programm "Bridging the Gap" zugute, das palästinensische und jüdische Kinder in einem Kunstprojekt des Israel Museums zusammenbringt, um ihnen durch die emotionalen und kreativen Zugänge der Kunst zu zeigen, dass sie keine Feinde sind.

Feindschaft gibt es unter den Bietern kaum, die meisten Objekte sind schnell ersteigert. Bietkarten fliegen in die Höhe, Frauen mit unerschütterlichen Frisuren rücken ihre Brille zurecht, um noch einmal den Schätzwert im Katalog zu überprüfen: 3500 Euro, 1300 Euro, 13 000 Euro. Nur ab und zu ist man sich uneinig, bietet um die Wette - Empörung, Erschütterung, als die Auktionatorin einen Bieter übersieht, das Bieten geht weiter, der Übersehene steigt aus. Er ist beleidigt. Aber nur kurz, das verrät sein Grinsen.

Das Einstecktuch eines anderen Mannes fällt beinahe aus seiner Brusttasche, als er euphorisch seine Nummer hochhält, er möchte das Gemälde haben, ein Pokerface trägt er nicht. Vielleicht ist das seine Taktik, den Bietgegnern deutlich zu signalisieren, dass er ohnehin jeden Preis zahlt und sie sich ihre Gebote sparen können - 25 000 Euro, eines der teuersten Gemälde, Öl auf Leinwand, das Bild eines Regenwaldbewohners, der zwischen Holzstäben kauert, gemalt vom Berliner Künstler Jonas Burgert.

Der energische Bieter erhält den Zuschlag, die Gräfin hat den "Hammer" auf ihr Pult geschlagen.