Mit einem sehr persönlichen Brief nimmt Žarko Plevnik Abschied von seiner zweiten Heimat. Fünf Jahre lang führte der Kroate das Konsularkorps an.

Hamburg. Er teilt sein Los mit allen anderen Diplomaten. Auch arko Plevnik muss Hamburg verlassen. Vor vier Wochen wurde er von Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) und Lutz Mohaupt, Präsident der Bürgerschaft, nach fünf Jahren als Doyen des Hamburger Konsularkorps (Sprecher aller konsularischen Vertretungen in der Hansestadt) und sieben Jahren als Generalkonsul von Kroatien verabschiedet. "Er sah unsere Stadt als Handelsdrehscheibe und baute die wissenschaftliche und wirtschaftliche Arbeit zwischen unseren Ländern aus", sagte Ahlhaus. Plevnik hatte sich für den Alsterwanderweg eingesetzt und den Park der Nationen in Wilhelmsburg initiiert, der Teil der internationalen Gartenschau (igs) 2013 ist. Zum Abschied erhielt Plevnik die Moll-Medaille für die Förderung Internationaler Verständigung. Und noch mehr nimmt er mit. Eine Vielzahl positiver Erinnerungen und Erfahrungen. Plevnik: "Ich verlasse Hamburg mit der Erkenntnis, dass eine große Stadt für Kleine da sein kann."

Auch seine Kollegen aus dem Korps und viel Bürger werden ihn vermissen, war er doch bekannt für seine perfekte und liebevolle Organisation der monatlichen Treffen der diplomatischen Vertreter im Anglo-German Club, ebenso wie das Konsulardinner einmal im Jahr.

Mit einem sehr persönlichen Brief voller Eindrücke verabschiedet er sich exklusiv im Abendblatt von Hamburg, seiner zweiten Heimat: "Hier in Hamburg hatte ich meinen Stammtisch im Restaurant An der Alster in der Ferdinandstraße. Hier hatte ich meinen Bäcker, meine Verkäufer, meinen diensttuenden Polizeibeamten. Hier habe ich meine Fotos entwickeln lassen und meine Zeitungen am Rathausmarkt bei Frau Martina Pohl gekauft. In Hamburg war ich wie zu Hause. Ich werde diese Stadt, ihre Straßen und ihre Menschen vermissen.

Vermissen werde ich einen Gobelinmacher, der hier in der Passage von C&A Tag für Tag unermüdlich seine Bilder stickt. Vermissen werde ich auch mein Restaurant Meeresparadies in der Europa-Passage, wo ich immer gut Fisch gegessen habe. Vermissen werde ich auch mein Café Levante Bar, wo ich meinen Latte macchiato mit Karamellsirup und dunkle Croissants genossen habe. Vermissen werde ich auch meinen Lauf rund um die Außenalster.

Fehlen wird mir das Thalia-Theater, der Weihnachtsmarkt und alle anderen Feste am Rathausmarkt. Vermissen werde ich auch meinen Friseur eric:barbier am Ballindamm. Vermissen werde ich auch meine Nachbarn Harald und Gerhard und alle anderen Nachbarn in der Fontenay 13. Vermissen werde ich auch die Treffen mit dem ehemaligen Bürgermeister Ole von Beust, meine Zeitungen - das Abendblatt und die "Welt" - welche ich jeden Morgen in meinem Konsulat gelesen habe. Aber etwas wird bleiben. Ich höre Oldie 95 den ganzen Tag per Internet-Radio, und mit diesem Sender werde ich mit Hamburg, "der schönsten Stadt an der Welt", was als Slogan jeden Tag um Mitternacht gesendet wird, in Kontakt bleiben.

Vermissen werde ich auch meine Kolleginnen und Kollegen aus dem größten Konsularkorps in Europa, meine Landsleute nach der Heiligen Messe in der Kirche St. Maria, meine guten Freunde Erzbischof Tissen und Weihbischof Jaschke. Vermissen werde ich auch meinen China-Jasmine-Souchong-Tee und Relax-Ayurvital-Tee von J. J. Darboven, die ich jeden Tag trinke. Und vieles, vieles mehr.

Als ich von einem unbekannten Menschen ein sympathisches Geschenk, die Figuren 'Drei Hamburger Originale', bekam, habe ich gewusst, dass mich die Bürger als einen von ihnen angenommen haben. Das bin ich auch und bleibe es. Als 'Botschafter von igs 2013' werde ich weiterhin das Interesse dieser grünen Stadt, der Stadt voller Bäume, Wasser und vor allem Menschen vertreten. Ich werde auch der ,Botschafter' der Freien und Hansestadt Hamburg sein, in die ich immer gerne zurückkehren werde.

Wegen all dem möchte ich Hamburg und den Hamburgern meinen Dank aussprechen. Danke für Ihre Gastfreundlichkeit und für all das, was Sie von uns 'Ausländern' haben dulden müssen. Danke auch dafür, dass Sie einen Teil unseres kulturellen Erbes angenommen und uns einen Teil Ihres kulturellen Reichtums gegeben haben.

Ich verlasse Hamburg mit einer neuen Erfahrung und Erkenntnis. Der Erkenntnis, dass auch eine große Stadt für Kleine da sein kann, dabei eine Stadt mit großem Herz für alle ist. Hamburg wird in meinen Augen und meinem Herzen eine stolze Stadt bleiben.

Darum sage ich nicht lebe wohl, sondern auf Wiedersehen!"