Das Karriereziel verfehlt? Macht nichts! Im “Trostbuch“ beleuchtet Lou Richter humorvoll die Schattenseiten vermeintlicher Traumjobs

Rotherbaum. Die Yoga-Zehnerkarte in drei Monaten wirklich abtrainieren, nur noch mittwochs Kohlehydrate essen, netter zu den Nachbarn sein - diese guten Vorsätze, beliebte Gedankenspiele zum Jahreswechsel, fallen in Kategorie eins der hehren Wünsche. Zur Kategorie zwei zählen dagegen Ziele, die man schon seit Jahrzehnten pflegt. Denn wer hat sich noch niemals für das neue Jahr vorgenommen, Vorstandsvorsitzender eines multinationalen Mischkonzerns zu werden? Als Topmodel die Welt zu erobern? Als Fußballprofi die Deutsche Meisterschaft zu gewinnen?

Einer versteht diese Wünsche besonders gut - und schafft unschlagbare Gegenargumente. Der Hamburger Sportreporter, Moderator und Entertainer Lou Richter. Gemeinsam mit seinem Kumpel Andreas Gaw, der als Comedy-Autor bereits für die "Harald Schmidt Show", die "Wochenshow" und "Ladykracher" arbeitete, hat er ein Buch geschrieben: "Das Trostbuch" (Lardon Verlag, 14,95 Euro). "Die Idee dafür kam mir, als ich mich im Herbst 2009 mit einem Freund traf, der gerade 40 Jahre alt geworden war und dem nun klar wurde, dass er wirklich niemals einen Bundesliga-Treffer als Fußballspieler schießen würde", erzählt Richter, während er an seinem Grüntee im Café Funk Eck in der Rothenbaumchaussee nippt. "Jetzt war ihm endgültig bewusst geworden: Das wird nix mehr mit dem Traum", so Richter schmunzelnd. "Ihm und allen anderen wollte ich auf die Schulter klopfen."

Und das ist dem 50-Jährigen gelungen. Nach dem Motto "Viel schlimmer als das Scheitern des Traums ist seine Erfüllung" schreiben die Autoren amüsant und augenzwinkernd über die Schattenseiten des Daseins als Staranwalt, Bestsellerautor, Oscarpreisträger oder Prinzessin. Denn als Fußballprofi muss man sich ja auch übers "Leben danach" Gedanken machen: "Natürlich würdest du gerne 'irgendwas mit Fußball' machen. Das Arbeitsamt empfiehlt dir Sportartikelfachverkäufer. Du dachtest eher an Trainer oder Sportdirektor im Profibereich. Nur davon braucht man im Jahr unwesentlich mehr als Päpste." Oder als Topmodel, da sehe man die bezauberndsten Plätze der Erde. "Aber: Freiheitsstatue, Kreml und Eiffelturm bekommst du bestenfalls beim Landeanflug zu Gesicht. Meistens ist es sowieso dunkel, wenn du landest. Die Sehenswürdigkeiten kannst du dir höchstens im abgegrabbelten Bordmagazin deiner Airline ansehen." Richter selbst hat früh verstanden, wo seine Fähigkeiten liegen. "Resultat meiner Wünsche - Formel-1-Pilot und Fußballspieler - ist nämlich, dass ich heute Fußball spiele wie Jackie Stewart und Auto fahre wie Gerd Müller."