Die Brille ist mehr als Sehhilfe, sie ist Trend bei Prominenten - auch auf dem roten Teppich. “Tagesschau“-Sprecherin Judith Rakers setzt darauf.

Hamburg. Geliebt, akzeptiert, gehasst - die Brille. War sie früher noch als lästige und überhaupt nicht modische Sehhilfe verschrien, gilt sie inzwischen als ausgehfeines Accessoire. So zeigte sich jetzt "Tagesschau"-Sprecherin Judith Rakers wie schon ihre Kollegen Marc Bator und Jan Hofer bebrillt auf dem Bildschirm.

Der Unterschied: Ihr Modell ist schlicht, rund, randlos und dadurch eher unauffällig. Sonst trug sie immer Kontaktlinsen. "Ich habe die Brille schon vorher hin und wieder in der "Tagesschau" getragen, wenn ich Probleme mit den Kontaktlinsen hatte. So war es auch diesmal", sagt Judith Rakers als einfache Erklärung.

Die Brille als Markenzeichen zu benutzen sei bestimmt ganz klug, dachte sich die US-amerikanische Sängerin Anastacia ("Paid My Dues") Anfang des Jahrhunderts. Auch Panikrocker Udo Lindenberg ist für seine getönte Brille bekannt, genau wie Kultmoderator Carlo von Tiedemann, der immer mit einem kleinen, zurückhaltenden Gestell zu sehen ist. Bei ihnen gehört sie einfach auf die Nase. Egal, ob privat oder in der Öffentlichkeit bei Konzerten, Veranstaltungen und Premieren.

Doch vor allem die sogenannte Nerd-Brille spaltet zurzeit die Modegemüter. Wer sich mit diesem kantigen, dicken zumeist schwarzen Gestell à la Nana Mouskouri oder Woody Allen in den 80er- oder 90er-Jahren zeigte, galt oft als Streber oder Freak. Jetzt ist sie als stylisch angesehen und wird ganz modebewusst auch auf dem roten Teppich getragen.

Vorgemacht haben das schon das holländische Designerduo Victor und Rolf oder in Hollywood Stars wie Kelly Osborne, Rapper Jay-Z sowie Schauspieler Josh Hartnett. Aber auch in Hamburg ist der Trend seit Längerem zu beobachten - zum Beispiel an den Schauspielerinnen Susann Atwell und Jasmin Wagner oder NDR-Moderatorin Julia Westlake.

Hip ist, was auffällt. Das war schon oft so und gilt nach wie vor. Dass diese Brille ihren Retrocharme besitzt, gefällt auch Stylist Armin Morbach. Er kombiniert sie sogar zu Baseball-Cap oder Smoking. Denn schön ist, was gefällt. Ein "neuer" unter den Nerd-Brillen-Fans ist Kristoffer Hünecke von der Band Revolverheld.

Vor acht Wochen kaufte sich Kristoffer Hünecke das Ray-Ban-Gestell mit dem abenteuerlichen Namen "Wayfarer" (bedeutet Reisender, Wanderer). "Ich habe aus einer unangenehmen Sache eine angenehme gemacht", sagt er und meint damit seine festgestellte Sehschwäche. Denn nun benötigt der Gitarrist zum Autofahren, im Kino oder manchmal zum Lesen eine Brille. Daher treffe es sich gerade ganz gut, dass es diesen Trend gebe.

"Allerdings", räumt er ein, "wenn ich sie ständig tragen müsste, würde ich mich entweder für Kontaktlinsen entscheiden oder für ein rahmenloses Gestell." Bei der Auswahl sei ihm vor allem eines wichtig gewesen: "Dass sie mir wirklich gefällt und zu mir passt." Schließlich mache er nicht jeden Trend mit. Bandkollege Jakob Sinn habe die Brille für sich schon vor über einem Jahr entdeckt. Seitdem trägt sie der Schlagzeuger als Accessoire mit Fensterglas.

Mit ihrer Wahl werden die Brillen-Revolverhelden auch noch im kommenden Jahr absolut in sein. "Die Nerd-Brillen werden nach wie vor 2011 getragen", bestätigt Alexander Allwardt von Bode Optiker in Hamburg. Das Einzige, was sich ein wenig ändere, sei die Form. Sie werde extravaganter, die Fassungen seien dann hauptsächlich an die Modelle der 70er-Jahre angelehnt.

Die Marke Lozza erlebe zum Beispiel gerade ein Revival. "Sie ist bekannt für ihre schwarzen Fassungen und geschmeidige Formen", sagt Alexander Allwardt. Der Durchblick für das kommende Jahr ist somit auch weiterhin garantiert.