Der Start der 7. Hamburger Märchentage verzückt nicht nur die Kleinsten. 70 Lesungen, Theaterstücke und Rezitationen stehen auf dem Programm.

Uhlenhorst. Wenn Frauen so verzückt schauen, dann können sie eigentlich nur wunderschöne Stilettos vor Augen haben, wahlweise noch den Traummann. Doch gestern war genau dieser Blick in den Gesichtern von Nataly Langner, Isabella Vértes-Schütter und Christa Goetsch zu beobachten. Als nämlich im Ernst-Deutsch-Theater die 7. Hamburger Märchentage eröffnet wurden und zuckersüße Kinder auf der Bühne als Tänzer ihren gleichaltrigen Zuschauern im Publikum sehr lauten Applaus und begeisterte Pfiffe entlockten.

Am Morgen bevölkerten 630 Kinder das Theater und wurden von der Zweiten Bürgermeisterin Goetsch, die gleichzeitig Schirmherrin der Veranstaltungsreihe ist, begrüßt. Und alle wurden ganz leise, als die Politikerin von Drachen, Hexen, Prinzessinnen und Siebenmeilenstiefeln erzählte. "Für mich kommen hier Kindheitserinnerungen wieder hoch, ich bekam früher immer von meinen beiden Großmüttern vorgelesen", so Goetsch. "Und da ich ein richtiger Märchenfan bin, habe ich später viele, die ich noch nicht kannte, zum Beispiel aus Indonesien, selbst nachgelesen."

Genauso ist Isabella Vértes-Schütter eine fleißige Vorleserin, die ihren Söhnen oft diese Freude machte. "Eigentlich auch heute noch", sagte sie lachend. Sie ist als Kind viel bei ihrer Großmutter gewesen, da ihre Mutter als Opernsängerin oft unterwegs war. "Meine Oma war eine wunderbare Märchenerzählerin", erinnert sich die Künstlerin, "ich habe viel von den Grimms gehört, aber auch wunderschöne polnische Märchen."

Gestern stand jedoch alles im Zeichen Russlands, dieser geheimnisvollen, manchmal mystischen Kultur. Perfektes Terrain somit für Märchen von schönen Zarensöhnen und verzauberten Mammuts. Und für die Völkerverständigung. "Wer ein Land und seine Menschen verstehen möchte, der muss seine Märchen lesen", so Goetsch.

Noch 70 Lesungen, Theaterstücke und Rezitationen wird es bis zum 12. November an unterschiedlichen Orten in Hamburg geben. Eine Frau freute sich ganz besonders über die thematische Ausrichtung für Leseratten und Bücherwürmer, denn sie selbst ist gebürtige Russin: Nataly Langner. Sie ist mit dem Unternehmer Ernst A. Langner verheiratet, der eben nicht einzig ihr Ehemann, sondern auch Vorstandsvorsitzender der Dr.-E.A.-Langner-Stiftung ist, die 2004 gegründet wurde.

"Ich bin in Russland geboren", erzählte Langer, "dort hat mir während meiner Kindheit meine Oma wirklich jeden Abend vorgelesen. Doch dann zogen wir in die USA und dort habe ich viel vergessen." Zum Glück konnte sie wieder aufholen und nachlesen, denn ihr zehnjähriger Sohn Alexander, der bilingual aufwächst, hört am liebsten Märchen von seiner Mutter. Und die freute sich, nun wieder etwas mehr aus ihrer Heimat zu hören.

Weitere Informationen: www.hamburger-maerchentage.de