Ex-Pornostar Michaela Schaffrath möchte im Winterhuder Fährhaus die Theaterbühne erobern. Einer ihrer Kollegen ist Hans-Jürgen Bäumler.

Winterhude. Sie war jung. Arbeitete schon seit zehn Jahren als Kinderkrankenschwester und geriet eher "durch Zufall" an ihren neuen Job. Schauspielerin Michaela Schaffrath wurde zum Pornostar. Ihre Fans kannten sie unter dem Künstlernamen Gina Wild. Vor zehn Jahren hörte sie auf, Pornofilme zu drehen. Ewig in der Branche zu bleiben, konnte sie sich nicht vorstellen. Sie wollte ins Fernsehen - auf seriöse Art.

Der zweijährige Ausflug in die Erotikbranche war für sie beendet. Im Kinofilm "Der tote Taucher im Wald" spielte sie eine brave Sekretärin an der Seite des Schauspielers Dieter Pfaff. "Er war mein Mentor und sagte, ich solle mit der Schauspielerei weitermachen", sagt Michaela Schaffrath. Kleinere Rollen in den Serien "Polizeiruf 110", "Marienhof" und die Episodenhauptrolle in "Soko Stuttgart" folgten.

Jetzt geht Michaela Schaffrath sogar noch einen Schritt weiter und möchte die Theaterbühne erobern. Deshalb probt sie zurzeit in der Komödie Winterhuder Fährhaus. Ihre Kollegen sind namhafte Schauspieler: Hans-Jürgen Bäumler, Michael Dammann und Mogens von Gadow. Zusammen studieren sie gerade das Ensemblestück "Zärtliche Machos" ein. Die Komödie wird vom 11. November an in dem traditionsreichen und renommierten Kölner Theater am Dom unter der Regie von René Heinersdorff aufgeführt.

Und weil der Regisseur zurzeit selbst in dem Stück "Der lustige Witwer" in der Komödie Winterhuder Fährhaus zu sehen ist, musste das Ensemble eben zur Probe nach Hamburg kommen. "Das haben wir gern gemacht", sind sie sich einig. Michaela Schaffrath ist von ihrer neuen Rolle ganz begeistert: "Ich bin richtig glücklich, mit dem Stück in die Theaterwelt einsteigen zu dürfen." Jeden Morgen springe sie voller Elan aus dem Bett und freue sich auf die Proben. Das nimmt man ihr sofort ab: Sie strahlt und scherzt mit ihren Kollegen.

Gespielt ist hier nichts. "Wir passen alle wirklich gut zusammen. Und es kann bei dem Stück auch kein Funke auf das Publikum überspringen, wenn wir nicht miteinander harmonieren", sagt Mogens von Gadow. Hans-Jürgen Bäumler, 68, betont: "Es sind alles gleichwertige Rollen, die wir spielen. Michaela muss nicht nur zweimal über die Bühne laufen." Dem ehemaligen Profi-Eiskunstläufer sei bewusst, welches Image seiner neuen Kollegin nachhänge, er selbst habe 20 Jahre gebraucht, um "nicht mehr der Eisprinz" zu sein. Auch Michaela Schaffrath weiß, dass sie nach wie vor mit ihrer Vergangenheit in Verbindung gebracht wird. Doch auf der Straße oder auf Veranstaltungen wird sie nicht mehr mit "Gina Wild" angesprochen. "Mein richtiger Name hat sich sehr gut etabliert."

Dennoch geht sie davon aus, dass einige Zuschauer ins Theater kommen werden, um zu schauen, "ob ich mich auf der Bühne beweisen kann". Das sei aber nicht schlimm, im Gegenteil: "Zu polarisieren ist doch nichts Verwerfliches." Viel gelernt habe sie in der Zwischenzeit. "Zwischen Fernsehen und Theater liegt ein himmelweiter Unterschied", sagt sie. Das bestätigt auch Mogens von Gadow: "Vor der Kamera kommt es auf kurze, präzise Konzentration an. Hier ist es ein langsames Erarbeiten der Gesamtfigur, eine Choreografie." Auch lauter zu sprechen, lernte die 39-Jährige, und dass sie während der Dialoge dem Theaterpartner nicht zu nahe rückt. "René Heinersdorff sagt immer: 'Du hast die ganze Bühne'", sagt Michaela Schaffrath und lacht. "Hier habe ich einen enormen Spielraum - im wahrsten Sinne des Wortes."

Schon vor zwei Jahren wollte René Heinersdorff, dass Michaela in einem Theaterstück von ihm mitspielt. Doch das RTL-Dschungelcamp kam dazwischen. "Ich finde, dass sie es ganz prima macht. Sie war auch super bei der Probearbeit", sagt René Heinersdorff, der vor wenigen Tagen Vater eines Sohnes wurde.