Hamburg. Es war immer die Partysause der Hamburger Volksbühne. Nach 35 Jahren wird jetzt aber ausgesetzt. "Der Theaterball wird im nächsten Jahr nicht gefeiert", sagt Bertram Scholz, Geschäftsführer der Volksbühne. Die Veranstaltung habe rückläufige Besucherzahlen erfahren und sei "an den Punkt gekommen, an dem es sich finanziell nicht mehr trägt". Zurzeit werde nach den Ursachen geforscht, damit ein neues Konzept entwickelt werden kann. "Wir wollen keinen Schnellschuss wagen und auch nicht mit der Tradition brechen", versichert Scholz.

Der Ball lockte oft über 2000 Besucher in ihren festlichen Roben und Smokings an, die sich neben den Drehungen im Dreivierteltakt auf Ausschnitte aus aktuellen Theaterproduktionen freuten. Zunächst feierten Schauspieler und Zuschauer im CurioHaus, dann im Hotel Atlantic und zuletzt im CCH. "Ich wollte jetzt eigentlich zusammen mit meiner Frau Bärbel Tanzstunden für den Ball nehmen", sagt Christian Seeler, Intendant des Ohnsorg-Theaters. Schon seit vielen Jahren besucht er die Veranstaltung und hofft: "Vielleicht schaffen wir es gemeinsam mit anderen Theatern, einen Ball auf die Beine zu stellen."

Auch Isabella Vértes-Schütter, Intendantin des Ernst-Deutsch-Theaters, findet es schade, dass es das Fest vorerst nicht geben soll. "Es war immer eine gute Möglichkeit, das Publikum und Theaterschaffende zusammenzubringen", sagt sie. Überrascht hat die Nachricht ebenso Michael Lang, Intendant der Komödie Winterhuder Fährhaus. Für ihn sei der Theaterball ein Treffpunkt und Eckpfeiler der Hamburger Kulturszene. Auch er schwang regelmäßig mit seiner Frau Anja das Tanzbein. "Jedes Jahr aufs Neue war es ein besonderer Moment für uns", sagt er.

Das Konzept einmal zu überdenken findet Axel Schneider (Kammerspiele, Altonaer Theater) durchaus nachvollziehbar. "Es ist doch okay, wenn man sich einmal eine Atempause gönnt", sagt er. "Wobei", räumt Schneider ein, "schade finde ich es schon." Anders als die Kritiker habe er die Atmosphäre und das Programm immer als "sehr angenehm" empfunden.