Justus von Dohnányi dreht den Kinofilm “Der ganz große Traum des Konrad Koch“ über die Anfänge des deutschen Fußballs - für ihn ein Heimspiel.

Othmarschen. Ein Heimspiel war es für Justus von Dohnányi in jedem Fall: Der Schauspieler steht momentan für den Kinofilm "Der ganz große Traum des Konrad Koch" vor der Kamera. Es kommt nicht oft vor, dass der in Hamburg lebende Charakterdarsteller fast zu Fuß zu seinem Arbeitsplatz laufen kann. Dazu ist der Drehort ein Volltreffer: Das Jenisch-Haus, eingebettet in den Lieblingspark von Dohnányis. "Ich bin eher ein Elb-Hamburger, ich mag den Hafen, das etwas Rauere dieser Stadt", sagt der 49 Jahre alte Vater zweier Kinder.

In etwa so ist auch seine tragende Rolle in dem Film angelegt, den Koproduzent Raoul Reinert als "Club der toten Dichter, gemischt mit Fußballgeschichte" beschreibt. Die Handlung basiert auf wahren Begebenheiten und spielt an einem altehrwürdigen deutschen Gymnasium. 1874 soll der Lehrer Konrad Koch, gespielt von Daniel Brühl, dort Englisch unterrichten. Um seinen Schülern den Stoff einfacher zu vermitteln, weckt er deren Begeisterung für den seltsamen, damals noch eher unbekannten englischen Sport: Fußball. Kochs fortschrittliches Denken stößt auf Gegenwehr an der kaiserlich-strengen Schule, allen voran setzt sich der konservative Industrielle und Fördervereinsvorsitzende Richard Hartung alias Justus von Dohnányi für die Entlassung des jungen Paukers ein.

Doch bald rebelliert auch sein Sohn und Streit und Auseinandersetzungen bleiben nicht aus. "Ich spiele einen Menschen, der mit den Umbrüchen der Zeit wenig anfangen kann und sich gegen all das moderne Zeug sträubt", so von Dohnányi, der bereits im James-Bond-Film "Die Welt ist nicht genug", "Der Untergang" und in der Komödie "Männerherzen" mitspielte und für diesen Streifen beim Deutschen Filmpreis in der Kategorie Beste männliche Nebenrolle ausgezeichnet wurde. Beim Film, da sei er jedenfalls besser aufgehoben als im Geschäft mit dem rollenden Ball, ist er sich sicher, "an mir ist kein Ballack dieser Welt verloren gegangen".

Besser platziert ist er beim Drehen, professionell und konzentriert läuft er wieder und wieder die Eingangstreppe des Jenisch-Hauses hinunter, starrt fassungslos und versteinert auf seinen am Boden liegenden Filmsohn, gespielt von Theo Krebs. Mal bleibt er früher, dann einige Schritte später stehen, wiederholt alles, nimmt Anweisungen von Regisseur Sebastian Grobler und Kameramann Martin Langer entgegen. Zuerst wird nur der Text durchgesprochen, dann laufen die Schauspieler die Wege ab, danach alles noch mehrmals mit Kamera und Ton.

Das, was knapp zwei Stunden lang gespielt und erneuert wurde, ist im Film nur etwa 50 Sekunden zu sehen. "Wir drehen hier gerade eine Schlüsselszene, die für das Verständnis des Films extrem wichtig ist und die ganze Problematik des Aufbegehrens und des Umbruchs vereint", so Produzent Reinert. Er sei sehr glücklich darüber, von Dohnányi schon früh für die Rolle gewonnen zu haben, da er ihn zu den "absolut besten Schauspielern" zähle.

Der in Lübeck geborene Schauspieler hat sich längst einen Namen gemacht - einen eigenen. Und das ist bei seiner Familie wahrlich nicht einfach. Er ist Sohn des bekannten Dirigenten Christoph von Dohnányi, Neffe von Hamburgs Altbürgermeister Klaus von Dohnanyi, sein Großonkel war der hingerichtete Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer. "In der Öffentlichkeit ist der Name präsent, aber für mich ist es eben nur ein Name", so Justus von Dohnányi mit einem Lachen, "so heiße ich halt." So kann man es auch sehen.