Er einmal hinter der Kamera, sie davor. Schauspieler Kai Wiesinger fotografierte Chantal de Freitas für ihre erste CD als Sängerin.

Altstadt. Chantal de Freitas sitzt im Café Paris und lacht. Ziemlich oft, und dann meistens über ihren Mann. Denn Kai Wiesinger, gefragter Schauspieler ("Gier", "Dresden", "Unschuld"), scheint gerne und viel zu reden. Obwohl er doch seine Leidenschaft, die Fotografie, so schätzt, weil "ich sehr froh bin, wenn ich mit niemandem reden muss." Ein willkommener Ausgleich zum kommunikativen Job.

Die Fotografie ist bedeutend für Wiesinger, sein erklärtes Vorbild und Idol ist der israelische Fotograf Michael Ackerman. "Ich fotografiere, wie ich malen würde, wenn ich es könnte", sagt Wiesinger, jetzt ernster. Schon als Junge habe er eine Dunkelkammer gehabt, mit Fotos experimentiert. Dann fing er nach 20 Jahren Pause wieder an.

Und auch wenn er es nicht so offen aussprechen würde, er macht richtig gute Fotos. So gut, dass seine Frau und er beschlossen haben, dass er die Fotos für Cover und Booklet ihrer ersten CD "Independence" schießen soll. "Ich finde die Fotos super, sie geben genau die Stimmung wieder, die ich mit meiner Musik ausdrücken will", sagt die musikalische de Freitas, die ebenfalls Schauspielerin ist, auf der Musical-Bühne und in einer Bar-Band erste Gesangserfahrungen machte.

Ansonsten sei das professionelle Musikgeschäft völlig neu für sie gewesen. Was der im eigenen Label, Pussy Empire Recordings, produzierten Platte nicht anzuhören ist. 13 Songs, selbst getextet, selbst komponiert, mit ausdrucksstarker Stimme gesungen, die von Oberflächlichkeit, Schönheitsidealen, Schattierungen der Liebe und dem Sinn des Lebens handeln.

Um die passenden Hintergründe für die Bilder von seiner Frau zu finden, suchte der 44 Jahre alte Wiesinger nach Abbruchhäusern in Hamburg und wurde fündig. "Der Titel des Albums führt schon zum Thema des Sich-Loslösens, etwas abbrechen oder hinter sich zu lassen, das wollte ich auch fotografisch zeigen."

Also verbrachte das Ehepaar Ende vergangenen Jahres zwei Tage auf wackeligen Treppen, neben abbröckelnden Wänden, fast einstürzenden Decken - und eingeschränkter Kommunikation. "Das Gute in unserer Beziehung ist ja, dass wir uns seit 17 Jahren kennen, vieles muss man da nicht mehr lange besprechen", sagt Wiesinger und schaut grinsend zu seiner Frau, die ergänzt: "Bei Kai darf ich nicht zimperlich sein. Außerdem war es eiskalt, da hilft es, wenn man sich schnell versteht."

Die zweifachen Eltern lachen sich an. Verstehen die Neckereien des anderen, geben sich gegenseitig Freiraum. Die 42-jährige de Freitas ist übrigens das unangefochtene Lieblingsmodell ihres Mannes. Genauso unterstütze er sie, da sie für die Produktion oft nach Berlin fuhr und auch für jetzt anstehende Konzerte und Termine viel unterwegs sein wird. Ein bisschen Lampenfieber habe sie vor den anstehenden Live-Auftritten, "da habe ich ja noch nicht so viel Erfahrung, deshalb ist es ein Abenteuer für mich, auf das ich mich sehr freue", so de Freitas.

Den nächsten Auftritt haben sie übrigens gemeinsam, am 25. August ab 20.30 Uhr lädt das Paar zu ihrer CD-Veröffentlichung und Ausstellung seiner Fotos von ihr ins Passage Kino (Mönckebergstraße 17) ein. Danach werden sie ein bisschen weniger voneinander haben, denn Wiesinger wird drehen, "zur Zeit einen Fernsehfilm über einen Supergau in einem AKW in Hamburg, und dann einen Kinofilm mit dem Titel 'Wunderkinder'." Da wird er wieder mehr sprechen müssen.