Der Tibeter Tashi Takang leitet seit Kurzem das Hotel Park Hyatt an der Mönckebergstraße. Der 53-Jährige blickt auf einen unsteten Weg zurück.

Altstadt. Tashi Takang ist in seinem Leben mehrmals zwei Schritte zurückgegangen, um einen großen Sprung nach vorne zu machen. Mit Anlauf meisterte er seine außergewöhnliche Karriere, die ihn jetzt als Generaldirektor ins Hotel Park Hyatt Hamburg an der Mönckebergstraße führte.

Ein unsteter Weg, auf den der gebürtige Tibeter zurückblickt: Als Einjähriger flüchtet er mit seinen Eltern und den sechs Geschwistern nach Nepal, dann weiter nach Indien, wo er aufwächst. "Ich sehe es gar nicht so, dass das alles so ungewöhnlich und schwer war", sagt Takang deutlich und langsam, was nicht nur am Thema liegt, sondern auch daran, dass er besser Tibetisch, Englisch, Schwyzerdütsch und Indisch als Deutsch spricht. "Ich habe immer den Glauben gehabt, dass ich alles schaffen werde, was ich vorhabe", sagt der 53-Jährige.

Sein Traum von der Gastronomie entwickelte sich zum einen durch einen Unfall seiner Mutter. "Sie rutschte mit ihren alten tibetischen Schuhen, die nur eine glatte, gebogene Sohle ohne Profil haben, beim Wasserholen aus", so Takang, "da war es dann meine Aufgabe, für die Familie zu kochen, während sie mich vom Krankenbett aus anleitete."

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Und es schmeckte. Doch Takang war klar, dass er studieren musste, bekam durch schulischen Fleiß ein Stipendium, schrieb sich an der Universität Delhi für Politikwissenschaften und Wirtschaft ein, schloss mit einem Bachelor ab und siedelte in die Schweiz um. "An der Uni hatte ich gute, reiche Freunde, mit denen ich 5-Sterne-Hotels gesehen habe, den Glamour kennenlernte", so Takang. Das gefiel ihm. Und der zweite Anstoß, sich in der Hotellerie hochzuarbeiten, war gegeben.

Doch bis er erst an der renommierten Schweizer Hotelfachschule Belvoirpark aufgenommen wurde, gab es Hürden zu nehmen: "Die Voraussetzungen waren Erfahrung in der Gastronomie, finanzielle Garantie für die Ausbildung und gute Sprachkenntnisse - alles drei hatte ich nicht." Er lacht, streicht über seine lilafarbene Krawatte. Fünf Jahre büffelt er in einer Sprachschule, arbeitet als Spüler bei Mövenpick in Zürich, bei Swiss Air am Gepäckband. Doch dann wurde Takang angenommen, sein Weg nach der Schule führt ihn wieder zu Mövenpick, wo er alle Stationen durchlief. "Dann wollte ich andere Häuser kennenlernen", sagt er, "mir wurde eine Stelle als Einkäufer angeboten, schlussendlich arbeitete ich als Kellner." Doch auch dieser Rückschritt lohnte sich, er wurde zum Direktionsassistenten befördert. Zehn Jahre später dann der Sprung in die Hyatt-Gruppe.

Seinen Ausweis für Staatenlose hatte er bereits gegen die Schweizer Staatsbürgerschaft eintauschen können. Es folgten Stationen im kriegsgebeutelten Belgrad, unsicheren Warschau, quirligen Istanbul. "Jetzt sind wir sehr glücklich, in Hamburg zu sein, mein Wunschort", so Takang. Mit Ehefrau Qiaoyan, Tochter Kunsel und Sohn Songtsen lebt er im Hotel, der Umzug nach Othmarschen steht noch bevor. "Wir werden hier sehr herzlich aufgenommen, das Hotel funktioniert großartig, und die Menschen sind unglaublich freundlich", sagt Takang, der am Wochenende mit seiner Familie den Jenischpark, den Sommerdom und Hagenbecks Tierpark erkundete. Beiläufig rückt er einen Sessel in der Lobby zurecht, eilt einer älteren Dame zur Hilfe - Takang weiß, wie wichtig die richtigen Schritte sind.