Hamburg lud Ehrenbürger John Neumeier zu dessen 70. Geburtstag zu einem Senatsfrühstück mit Freunden ins Gästehaus am Feenteich.

Uhlenhorst. Seit fast 40 Jahren leitet John Neumeier das Hamburg Ballett, er ist damit inzwischen der dienstälteste Ballettchef der Welt. Seit fast fünf Jahren ist der im amerikanischen Milwaukee geborene Ballett-Intendant Ehrenbürger seiner Wahlheimatstadt Hamburg, und am 24. Februar feierte er seinen 70. Geburtstag.

Jetzt kam er auch in den Genuss einer besonderen Auszeichnung, die Hamburg seinen Ehrenbürgern zu runden Geburtstagen gewährt: ein mit hanseatischem Understatement als "Senatsfrühstück" bezeichnetes Mittagessen im Gästehaus des Senats am Feenteich mit von Neumeier benannten Freunden, Kollegen und Weggefährten und als Gastgeber Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit und Bürgermeister Olaf Scholz (beide SPD).

+++ "Vier Jahreszeiten" benennt Suite nach John Neumeier +++

Sie lobten einmütig, was Neumeier, den 1973 August Everding als Ballettchef nach Hamburg holte, für die Stadt getan hat. "Hamburg ist eine Ballettstadt geworden, das ist ganz wesentlich das Verdienst von Neumeier. Im Übrigen ist das Hamburg Ballett eine Institution, die dazu beiträgt, dass der Ruf der Stadt Hamburg gemehrt wird - überall in der Welt."

Die Mäzenin Else Schnabel konnte das aus eigener Erfahrung bestätigen: "Diese Ehrung hat Neumeier verdient. Wo immer ich hinkomme auf der Welt, werden wir um das Hamburg Ballett beneidet, besonders von den Amerikanern. Er ist ein großartiger Kulturbotschafter für Hamburg." Der Ballettchef selbst - dunkler Anzug, hellblaues Stehkragenhemd, die Anstecknadel des Großen Bundesverdienstkreuzes am Revers - war bester Laune, als er im Senatsgästehaus gemeinsam mit seinem Lebensgefährten, dem Herzchirurgen Hermann Reichenspurner, eintraf. Neumeier freute sich durchaus auch darüber, dass er nicht genau an seinem Geburtstag geehrt wurde: "Ich messe ja mein Leben nicht an Geburtstagen, sondern an Ereignissen, die mit meiner Arbeit zu tun haben, an Premieren, an Verbesserungen, die ich für das Ballett erreichen konnte. Das sind die Marksteine, nicht die Jahre."

Auch er zeigte große Zufriedenheit darüber, welche Stellung sein Ballett in der Kultur Hamburgs erreicht hat, früher gern mal geäußerte Abwanderungsgedanken scheinen verflogen: "Ich habe das Gefühl, dass ich in Hamburg weitermachen muss. Hier kann ich meine künstlerischen Ideen verwirklichen, von hier können wir als Botschafter für die Stadt weit in die Welt reisen, hier werden wir immer wieder unterstützt, bis hin zum Bundesjugendballett."

Aber Neumeier wäre nicht Neumeier, hätte er keine Wünsche offen, für die es sich zu kämpfen lohnt: "Das Bundesjugendballett muss gesichert werden."

Allen, die gern mal spekulieren, seine gerade mal 70 Jahre seien einem kreativen Umgang mit dem Geburtsjahr geschuldet, nahm allein schon Neumeiers dynamischer Auftritt den Wind aus den Segeln. "Das könnte tatsächlich an meiner Arbeit liegen, dass ich so jung aussehe", sagte er lachend. Und gestand trotzdem, dass er mit fortschreitendem Alter hin und wieder von seinem Grundsatz "Never look back" abweiche; vielleicht konkretisieren sich da schon erste Abschnitte einer Autobiografie.

Dann ging's an die lange Tafel im Esszimmer des Gästehauses, mit bestem Blick aufs winterliche Frühlingswetter. Gereicht wurden warm geräucherter Seesaibling mit Buttermilchschaum und Schwarzwurzelsalat, als Hauptgang rosa gebratener Kalbstafelspitz auf Orangen-Rosmarin-Jus und als Dessert süßer Vanilleschnee mit eingekochten Johannisbeeren, Mandelmilchschaum und Marillensorbet.

Zu den Gästen gehörten neben anderen Staatsoperndirektor Detlef Meierjohann, Ballettbetriebsdirektorin Ulrike Schmidt, die Vorsitzende des Freundeskreises des Ballettzentrums, Karin Martin, die beiden Ballettmeister Kevin Haigen und Edoardo Bertini, Cornelia Behrendt, Barbara Karan und die Intendantin des Ernst-Deutsch-Theaters, Isabella Vértes-Schütter.

Danach standen zwar keine Ballettproben mehr auf Neumeiers Programm, aber später am Tag noch die Sitzung des Freundeskreises des Ballettzentrums Hamburg - ein hoch erfreulicher Termin für den Ballettchef: "Die Freunde spenden pro Jahr 250 000 Euro für die Ballettschule."