Er ist mehr als Pförtner oder Hausmeister im Marco Polo Tower. Peter Zahn erfüllt den Bewohnern fast alle Wünsche, auch ausgefallene.

HafenCity. Seine Kunden haben ausgefallene Wünsche. Mal muss er ein Ersatzteil für einen Wasserhahn besorgen, mal einen Platz im ausgebuchten Restaurant ergattern. Peter Zahn bekommt das meist hin, höflich und zuvorkommend. Ist schließlich sein Job als Concierge, was nicht so piefig klingt wie Pförtner oder Hausmeister. Wie in New York oder London längst üblich gibt es jetzt auch in Hamburg diesen besonderen Service für die Bewohner nobler Apartmenthäuser: Peter Zahn ist Concierge im Marco Polo Tower in der HafenCity.

Nur weil er mit Menschen zu tun hat, die Geld und besondere Ansprüche haben, bedeutet dies nicht, dass Peter Zahn, 58, vor lauter Vornehmheit auf den Mund gefallen ist. Im Gegenteil. Viele meinen sogar, er sei zu flapsig. "Ist das ein Weltuntergang?", fragt er zurück. Und dann zitiert er Shakespeare: "Um ernst zu sein, genügt Dummheit, während zur Heiterkeit ein großer Verstand unerlässlich ist." Peter Zahn gibt sich heiter. Das schätzen auch viele seiner Kunden. So wie Bettina Stuhlmann, die mit Hündchen Fips an diesem Morgen im Pförtnerbereich steht und mit Peter Zahn plaudert. "Er ist die gute Seele des Hauses", sagt sie, "und hat immer gute Laune." Jedenfalls wisse er eine Menge. Zum Beispiel, dass Frauchen und Hund Fips am selben Tag Geburtstag haben. Fips liebt den Concierge, was auch an den Leckerlis liegen könnte, die er von ihm zugesteckt bekommt.

Seit 1999 ist Peter Zahn Concierge im Hotel Atlantic, seit zwei Jahren auch im Marco Polo Tower. Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Dirk Bossmann hat er die Grand Concierge GbR gegründet. Peter Zahn, ursprünglich aus Goslar mit Stationen in Kanada, hat sein Handwerk gelernt. Er hat eine Ausbildung zum Koch gemacht und war Kellner in namhaften Hotels und Restaurants. "Aber ich bin mir für nichts zu schade", sagt Zahn. Als er keinen festen Job hatte, schmierte er auch Brötchen für die Angestellten einer Versicherung, spülte Geschirr. In seinem jetzigen Job besorgt er Blumen, nimmt Pakete entgegen, organisiert die Hemdenreinigung, kümmert sich um die Wohnungen, wenn sie leer stehen. Er sei da, um das tägliche Leben der Bewohner zu erleichtern. Zurzeit sind das 20 feste Bewohner sowie 32, die nur sporadisch im Marco Polo Tower leben. Darunter auch Patrick Owomoyela, der im Moment für Borussia Dortmund spielt. Mit ihm ist er genauso per Du wie mit Udo Lindenberg, mit dem er zu tun hat, wenn er Dienst im Hotel Atlantic hat.

Concierge zu sein, das war Zahns Traumjob, seit er ein Buch über einen russischen Concierge im Berliner Hotel Adlon gelesen hatte. Während die Concierges in aller Welt große Autos fahren, ist Peter Zahn mit dem Fahrrad unterwegs. Das habe nichts mit dem Gehalt zu tun, sondern sei in Hamburg praktischer. Mir dem Rad komme er gut von seiner 2,5-Zimmer-Wohnung in Eppendorf in die HafenCity.

Trotz der guten Laune, die der 58-Jährige gern versprüht, sagt er: "Hamburg ist tiefste Provinz, wenn es um das Concierge-Dasein geht." Das beziehe sich auf die Bezahlung, die schlechter sei als woanders, und auf den Unwillen vieler Menschen, Dienstleistungen überhaupt anzunehmen. Andere wiederum wissen seine Dienstleistungen durchaus zu schätzen. So schenkte ihm Zahnärztin Petra Zahn (!), Gast im Hotel Atlantic, einen vergoldeten Zahn zum Anstecken. Den trägt Peter Zahn immer noch am Revers.