14 Hotels packen Überraschungsrucksäcke für Benefiz-Auktion. Darunter vergessene Wertsachen - und kleine Zugaben. Etwa 20.000 Euro Erlös.

Rotherbaum. Eine Frage war gestern Abend immer wieder im Festsaal des Hotels Intercontinental zu hören: "Was ist da wohl drin?" Mehr als 200 Rucksäcke hatten 14 Hamburger Hotelchefinnen mit Fundsachen aus ihren Häusern gefüllt, um sie für wohltätige Zwecke beim Lost&found-Event 2012 zu versteigern. Richtpreis: 50 Euro pro Exponat.

Wie in jedem Jahr boten die Gäste "blind" für die identisch aussehenden Rucksäcke - wohl wissend, dass die "Charmanten Gastgeberinnen", wie sich die Frauen selbst getauft haben, viele Rucksäcke mit Geschenken wie Hotelbademänteln, Wein oder Übernachtungsgutscheinen angereichert hatten.

Der Erlös des Abends geht unter anderem an die Klinik-Clowns Hamburg, die kranke Kinder aufmuntern und ihnen die oft monatelange Zeit in der Klinik ein wenig erleichtern wollen. Die Klinik-Clowns können mit vielen Tausend Euro aus der diesjährigen Versteigerung rechnen, denn während im ersten Jahr schon 10 000 Euro zusammenkamen, waren es 2011, im dritten Jahr, sogar 18 750 Euro. Gastgeberin der geheimnisvollen Versteigerung ist Gesa Rohwedder, Chefin des Hotels Intercontinental. "Das ist jetzt seit vier Jahren eine tolle Veranstaltung, in diesem Jahr hoffen wir, die 20 000-Euro-Marke zu schaffen", sagte Rohwedder kurz vor der Auktion.

+++ Die Wundertüten der Hamburger Spitzenhotels +++

Jede der 14 Hotel-Chefinnen hatte jeweils rund 100 Stammgäste, Freunde, Kollegen und Kunden angeschrieben und sie zu diesem Event eingeladen. Unter den Gastgeberinnen waren Anne-Marie Bauer vom East-Hotel, Annette Hammer vom Hotel Mövenpick, Simone Czelinski vom Park Inn Hamburg Nord, Berit Gansel vom Hotel Barcelo Hamburg, Nina Lenz vom Mercure-Hotel Hamburg Arena, Silke Macke aus dem Steigenberger Treudelberg und Wiebke Ortmann aus dem Hotel Ambassador. Gut 600 Gäste waren gestern Abend dabei und steigerten mit.

Die Bieter staunten nicht schlecht, denn in diesem Jahr hatten die Überraschungsrucksäcke einige Kuriositäten zu bieten: überlange schwarze Dominastiefel mit Plateau, eine Arielle (die Meerjungfrauenfigur), eine knallrote Dominapeitsche und ein Beachball.

"Wir sind dazu verpflichtet, die Fundsachen ein Jahr lang in unserem Haus aufzubewahren", sagte Madeleine Marx, Direktorin des Renaissance-Hotels. "Außerdem müssen wir alles dem Fundamt melden, was einen Wert von zehn Euro übersteigt." Grundsätzlich seien Ladegeräte die am häufigsten vergessenen Gegenstände der Gäste. "Dafür haben wir jetzt für jeden Gast, der seines vergessen hat, das passende."

Diese Erfahrung teilt auch Marlies Head vom Hotel Madison. "Bei uns gab es dazu in diesem Jahr viel Nachtwäsche, gute Anzüge und viele volle Flaschen, die die Gäste wohl geschenkt bekommen hatten und nicht mit in den Flieger nehmen konnten."

Alle versteigerten Gegenstände waren selbstverständlich solche, nach denen die Gäste nicht mehr gefragt hatten. Ansonsten gehört es zum Service der Hotels, Vergessenes nachzuschicken. Da waren sich alle Direktorinnen einig.

Auch sonst war die Stimmung bestens, gut gelaunt unterhielten sich die Gastgeberinnen mit den Gästen, es wurde viel gelacht - Anlässe gab es ja genug. "Wir verstehen uns hier alle richtig gut, das Ganze läuft komplett ohne Konkurrenz in irgendeiner Form", sagte Ulrike Fohr vom Hotel The George. Sie alle würden sich als Mitbewerber betrachten, die das Geschäft beleben. "Wir treffen uns auch privat alle paar Monate, und daraus sind schon richtige Freundschaften entstanden."

Deshalb hat auch keine ein Problem damit, im Einheits-Outfit zu erscheinen: schwarzer Hosenanzug oder Kostüm, darunter das knallgrüne T-Shirt mit dem Schriftzug "Charmante Gastgeberinnen". Männer haben hier keine Chance. Oder? "Wenn ein Mann freiwillig einen Rock trägt und bei uns anheuern will, dann ist er herzlich eingeladen", sagt Rohwedder und lacht. Bisher ist das noch nicht geschehen. Wahrscheinlich besser so.