Der 32-jährige Thimon von Berlepsch arbeitet als Zauberer und Hypnotiseur und geht seinem Beruf am liebsten in feinen Hotels nach. Ein Ortstermin.

Hamburg. "Thimon von Berlepsch, herzlich willkommen beim ,Secret Circle', schön, dass Sie da sind!" Der Mann mit der Berufsbezeichnung Magier und Hypnotiseur auf der fliederlila Visitenkarte bittet freundlich in die noble Terrace Suite im East-Hotel über den Dächern von St. Pauli. 150 Quadratmeter "Schöner Wohnen"-Kultur, tiefe Sessel, Sushi-Häppchen und Champagner zur Begrüßung. 23 Gäste finden sich nach und nach hier ein. Sie werden staunen.

Der schlanke junge Mann, 32 Jahre alt, mit dem eleganten Zweitagebart absolviert unter den so nahen wie kritischen Augen seiner Zuschauer eine Zaubershow der Sonderklasse, Kammermagie, die umso verblüffender wirkt, je dichter man dran ist. Weiße Kugeln verschwinden spurlos unter einem Kupferbecher, als das Erstaunen darüber fast verflogen ist, erscheinen Zitronen. Verblüffung.

Karten werden gefunden in einem Kartenstapel, die nur die Zuschauer kannten, ein Ring verschwindet und taucht in einem Schnürsenkel des Zauberers verknotet wieder auf. Wörter, für ihn unsichtbar nach "Ich liebe ..." auf Zettel geschrieben und mehrfach gefaltet, werden vom Magier nacheinander erraten. Die Gesetze der Logik und Physik scheinen für Thimon von Berlepsch nicht zu gelten.

Mindestens ebenso viel tragen zur verzauberten Atmosphäre die wunderbaren Geschichten seiner Zuschauer bei, charmant verwickelt er sein Publikum immer wieder in Gespräche, die am Ende dafür sorgen, dass man des eigenen Erstaunens gewahr wird.

Er erzählt dabei auch die eigene Geschichte, die des Thimon Baron von Berlepsch, der die ersten 22 Lebensjahre auf dem Märchenschloss Berlepsch beim hessischen Witzenhausen wohnt. Der auf dem Speicher einen alten Koffer mit Zauberutensilien findet, die sein Vater, der alte Möbel restauriert, durch einen aus London mitgebrachten Zauberkasten ergänzt, als er die Faszination des Jungen spürt. Die ersten Kunststücke, die Thimon eine Idee des Glücks geben, die solche magischen Momente in Menschen auslösen. Die Entscheidung nach dem Zivildienst gegen das erlernte Goldschmieden und für die professionelle Zauberei. Und die vielen weiten Reisen, auf denen ihm die Magie Kontakte beschert, Freundschaften und unvergessliche Momente.

Am nächsten Morgen an der Hotelbar erzählt Berlepsch, dass sich am späten Abend nach der Show noch ein Zuschauer hypnotisieren ließ und dabei Barack Obama getroffen hat. Auch das habe etwas mit der Bereitschaft zu tun, sich einzulassen auf ein neues Erlebnis; er könne, sagt er, erspüren, ob jemand mehr oder weniger dazu bereit ist. Keine Machtübernahme also, sondern ein Wollen, eine Offenheit und Vertrauen.

Und Zauberei, was ist das bitte? Der Magier spricht in Bildern: "Zauberei ist für mich wie eine Uhr. Wenn Sie draufschauen, sehen Sie nur die Zeiger, die sich wie von Geisterhand bewegen - das wäre der magische Effekt. Aber wenn Sie hineinschauen, dann sehen Sie Wellen, Rädchen, Unruh, Schrauben, alles arbeitet wie ein Orchester zusammen." Aha.

"So ist das auch mit der Zauberei. Intuition, Menschenkenntnis, Suggestion und Psychologie kommen zusammen, ich arbeite mit den Leuten, und es gibt natürlich geheime Techniken, Fingerfertigkeit und die Lenkung der Aufmerksamkeit. Keine Ablenkung, das wäre ja nur negativ, sondern ich lenke sie dorthin, wo ich sie haben will in diesem magischen Moment."

Dem kann sich keiner entziehen, "denn das ist unser Urzustand: staunen und neugierig sein über das Leben. Als Kinder haben wir das jeden Tag gemacht. Das ist eine Freude, die jeder in sich trägt, und ich sorge mit meinen magischen Momenten dafür, dass die Menschen begreifen: Es gibt noch so viel in der Welt, worüber du staunen kannst und dich freuen, wenn nur deine eigene Haltung dazu stimmt."

Offenheit dafür herbeizuzaubern und mit jedem Kunststück das Staunen zu vergrößern, bis alle das Gefühl haben: Das Leben ist mehr als das, was ich bis vorhin dafür hielt - das ist sein größtes Kunststück. Alle drei Monate tourt Thimon von Berlepsch durch Hotelsuiten. In Hamburg ist er wieder am 4. Juni und 10. September, gebucht werden kann er unter www.loseyourmind.de (140 Euro pro Person). In seiner jetzigen Heimatstadt Berlin tritt er mit "Le Jeu" einmal pro Monat auf und will bald auch auf großen Bühnen arbeiten.

Eines seiner Signaturkunststücke, die nur er kann, ganz unprätentiös, hat er am Ende seiner Show gezeigt: Ganz beiläufig schwebte da ein kleines Salzbrezelchen vor den Augen der Umstehenden und landete schließlich in seinem Mund.

Ein anderes reproduziert er mal eben während des Interviews: Er verstellt die Uhr des Reporters durch pures Handauflegen um 37 Minuten nach vorn und gleich auch wieder zurück. Was war das jetzt, bitte? Schulterzucken - Magie muss unerklärt bleiben, wenn sie glücklich machen soll.

Letzte Frage an den Magier: Warum zaubern eigentlich fast nur Männer? Der Junggeselle lächelt wissend: "Männer müssen Außergewöhnliches tun, um magisch zu wirken. Frauen drehen den Kopf und zwinkern uns zu - und schon sind wir verzaubert."