Wladimir Klitschko begutachtet im Operettenhaus das “Rocky“-Bühnenbild

St. Pauli. So war dieser Pressetermin nicht geplant. Wladimir Klitschko, 35, verlässt den Rang. "Ich will nach unten", sagt er. "Bleiben Sie lieber hier oben", sagt ein Stage-Mitarbeiter. Aber da verschwindet der Profiboxer auch schon im Dunkel hinter Tür. Ratlose Gesichter. Kaum zwei Minuten später steht Klitschko unten - auf der Bühne des Tui Operettenhauses.

Denn hier war er gestern als Koproduzent bei einer Bauprobe für das im Herbst anlaufende Musical "Rocky". Bühnenbildlerischer Höhepunkt soll die Schlussszene sein, in der Außenseiter Rocky Balboa gegen den Profiboxer Apollo Creed kämpft. Der Theatersaal soll zur Boxarena werden.

Klitschko steht vor einem provisorischen, blau beleuchteten Kampfring. Vor ihm reicht ein ringbreites Podest bis zur fünften Sitzreihe in den Saal hinein. "Ich fühle mich wie in einer richtigen Arena", sagt Klitschko. "Dieser Ring mitten im Saal ist Beste, was diesem Musical in gestalterischer Hinsicht passieren konnte."

Am Ende des Musicals soll der Boxring mitten ins Publikum fahren, die Gäste, die dann nicht mehr auf ihren Plätzen sitzen können, gehen auf die Bühne und sind ebenso wie die am Rand der vorderen Reihen sitzenden Zuschauer hautnah dabei. Ein von der Decke hängender Videowürfel, Scheinwerfer und die Ansagen des Ringrichters sollen den Eindruck komplettieren, bei einem echten Boxkampf dabei zu sein. Ob diese Atmosphäre auch bis in die hinteren Reihen reicht, bleibt fraglich. Sicher ist hingegen, dass die Plätze nah am späteren Ring um einiges teurer sein werden.

Aber bis dahin muss die Idee noch technisch umgesetzt werden. Ohne Podest. Obwohl Klitschko nicht weiß, wie das technisch geht, ist er zuversichtlich. "Deutschland ist das Land der Ideen", sagt er. "Wir kriegen das schon hin." Parallel geht die Suche nach dem perfekten Hauptdarsteller weiter. "Das ist wahnsinnig schwer", sagt Klitschko, der am Ende nur an der Auswahl unter den zuvor gecasteten Favoriten beteiligt sein wird. "Er muss ja singen, schauspielern und richtig boxen."

"Wir haben damit gerechnet, dass es schwieriger wird als bei anderen Musicals", sagt Ulf Maschek, Executive Producer von Stage Entertainment, "aber noch liegen wir im Zeitplan." Die finalen Castings sind für Mai angesetzt. Erst wenn bis dahin kein Rocky-Darsteller gefunden wurde, bestehe Grund zur Sorge. "Derzeit gibt es bereits eine Handvoll Kandidaten, die infrage kommen."

Vor dem Operettenhaus demonstrierten derweil etwa zehn Dresserinnen, die derzeit die Darsteller des dort laufenden Musicals "Sister Act" einkleiden, gegen Stage. Sie sollen, um Kosten zwischen den Spielzeiten zu sparen, noch vor der "Rocky"-Premiere in eine Zeitarbeitsfirma ausgegliedert werden. "Wir sind darüber entsetzt", sagt eine von ihnen.