Autorin Inka Schmeling war mit Mann und Kleinkind auf der Seidenstraße unterwegs. Die Reiselust wurde der 32-Jährigen mit in die Wiege gelegt.

Hamburg. Kofferpacken. Wenn sich etwas wie ein roter Faden durch das Leben von Inka Schmeling zieht, dann das: das Kofferpacken. Verständlich für jemanden mit chronischem Fernweh. Aber für eine junge Frau mit Kleinkind? Ja. Zumindest, wenn sie Inka Schmeling heißt, als Baby Ende der 70er-Jahre mit den Eltern auf Weltreise war und ihr die Reiselust irgendwo auf Samoa oder Neuseeland mit in die Wiege gelegt wurde.

Rund 30 Jahre und diverse Urlaube später ist die 32-Jährige selbst verheiratet, Mutter eines kleinen Sohnes - und hat das Abenteuer von damals neu aufgelegt. Mit einer zweimonatigen Reise entlang der Seidenstraße - von der Türkei über Syrien bis ins iranische Teheran. Ohne Koffer, aber mit Rucksack. Die Idee zu der Reise hatten sie und ihr Mann David schon lange, die Zeit nicht. Bis Sohn Nepomuk geboren wurde, beide Elternzeit nahmen - und sich ihren Traum erfüllten. Weil sie gemerkt hatten, dass Reisen mit Kleinkindern nicht nur möglich sind, sondern auch Spaß machen. Und zwar allen. Auch dem Kind. Oder gerade dem Kind. Nepomuk krabbelte durch den Orient-Express, lernte in Damaskus laufen und aß als erste feste Nahrung Pita-Brot. Anekdoten wie diese hat Inka Schmeling in ihrem Buch "Abenteuer Elternzeit" festgehalten, in dem sie und andere Eltern von Reisen mit Kleinkindern berichten und viele Tipps geben.

Zwei Jahre ist das jetzt her, doch obwohl die Journalistin längst ein neues Buch geschrieben hat, wird sie immer noch auf den Abenteuertrip mit Kind angesprochen. Unfassbar, unmöglich, unverantwortlich. Die Kommentare der anderen Eltern sind so vielfältig wie die Erlebnisse der Familie auf der Seidenstraße. Ob sie keine Angst gehabt habe, wird sie immer wieder gefragt. "Während der Reise eigentlich nicht", sagt Inka Schmeling. "Erst nach unserer Rückkehr im Gespräch mit anderen Eltern habe ich plötzlich überall Gefahren gesehen." Was nicht heißen soll, dass sie sich schlecht auf die Reise vorbereitet hatte. Im Gegenteil. Doch vieles sei ihr vorher und währenddessen nicht so problematisch vorgekommen, wie es nachher von Außenstehenden empfunden wurde.

Doch zurück zum Packen. In diesen Tagen packt Inka Schmeling nämlich wieder. Allerdings keine Koffer, sondern Kisten. Die selbstständige Journalistin, die nach eigenen Angaben in Hamburg ein "recht bürgerliches Leben" führt, räumt ihr Büro und geht in Mutterschutz. Doch bevor Ende Februar ihr zweites Kind zur Welt kommt, hat Inka Schmeling noch ein Buch geschrieben: "Erziehungsquatsch", einen herrlich erfrischenden Ratgeber über Erziehungstyrannen, Löwenmütter und Möchtegern-Studien, die Eltern das Leben schwermachen. Auslöser war ein Zeitungsartikel über neue "wissenschaftliche Erkenntnisse" zur Ernährung während der Schwangerschaft. "Ich habe mich total darüber geärgert, dass es ständig neue Studien gibt, die plötzlich das Gegenteil bisheriger Erkenntnisse behaupten", sagt Inka Schmeling. Ihr Fazit: "Wir sollten manchmal mehr auf die Kinder und weniger auf die Experten hören."

Kinder wie Nepomuk zum Beispiel. Der kleine Weltenbummler ist inzwischen dreieinhalb Jahre alt, buddelt gern im Schrebergarten der Familie und heißt in seinem "bürgerlichen Leben" anders. Wie? Das ist ein Geheimnis, damit er später unter diesem Namen "ein Leben als bequemlicher Sofasitzer führen kann, ohne dass ihn jemand auf seine bewegte Vergangenheit anspricht", sagt Inka Schmeling und schreibt dazu auf ihrer Homepage ( www.nepomuksreisen.de ): "Ich befürchte aber, dass die Sache mit dem Fernweh vererbbar ist."

Für sie und ihren Mann steht jetzt schon fest, dass sie die nächste Elternzeit vermutlich wieder nicht nur zu Hause in Ottensen verbringen werden. "Dafür reisen wir einfach zu gerne." Dann heißt es wieder Koffer packen.