Benny Adrion und Marcel Eger, ein ehemaliger und ein aktiver Profifußballer, bauen im Urlaub Brunnen in Äthiopien

Benny Adrion hat Durst. Tief beugt sich der 29-Jährige über einen Strahl klaren Wassers, trinkt gierig aus der hohlen Hand. Der ehemalige Mittelfeldspieler des FC St. Pauli und Gründer der Hamburger Trinkwasser-Initiative "Viva von Agua de Sankt Pauli" hat Brand, weil er in der Nacht zuvor mit den Bewohnern des äthiopischen Dorfes Sodo lange gefeiert hat. Die Einweihung des neuen Dorfbrunnens wurde nicht nur mit Quellwasser, sondern auch mit selbst gebranntem äthiopischen Schnaps aus großen Gläsern begossen. "Jetzt geht es mir besser", sagt Adrion, nachdem er sich noch ein paar Hände voll Wasser in das unrasierte Gesicht geschaufelt hat.

Nicht nur ihm. Auch den 2000 Bewohnern des Dorfes Sodo, rund zwei Stunden südwestlich der äthiopischen Haupstadt Addis Abeba. Die Deutsche Welthungerhilfe versucht hier expemplarisch die Millenniumsziele der Uno umzusetzen. Eines der Ziele: Versorgung mit sauberem Trinkwasser.

Dank Viva con Agua ist das Ziel jetzt erreicht. In den letzten drei Jahren ließ die Welthungerhilfe auf der äthiopischen Hochebene zwölf Brunnen bohren. Das Geld dafür sammelten die Hamburger auf Konzerten, Partys und Sportveranstaltungen. Adrion: "Früher mussten die Bewohner oft stundenlang bis zur nächsten Wasserstelle laufen. Schon kleine Mädchen mussten 20-Liter-Kanister schleppen. Doch das Wasser war nicht sauber. Bis zu 40 Prozent aller Krankheiten wurden so ausgelöst. Manche starben daran. Das gehört jetzt endgültig der Vergangenheit an."

Als Benny Adrion 2005 mit den Profifußballern vom FC St. Pauli im Trainingslager auf Kuba war, wurde dem Mittelfeldspieler bewusst, dass sauberes Trinkwasser längst nicht in allen Teilen der Welt eine Selbstverständlichkeit ist. Rund 884 Millionen Menschen haben immer noch keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Jährlich sterben 1,9 Millionen Menschen an wasserbedingten Krankheiten, am schnellsten sterben die Kinder. Allein in Äthiopien sollen es laut Unicef bis zu 100 000 Kinder pro Jahr sein.

Der Fußballer mit dem sozialen Gewissen beschloss zu helfen, gründete kurz darauf Viva con Agua. Mittlerweile ist Äthiopien, das neuntärmste Land der Welt, eines der Schwerpunktländer des Vereins. Adrion ist bereits das dritte Mal hier. Der Ex-Fußballer: "Als ich beschloss zu helfen, war ich natürlich kein Entwicklungshilfe-Experte, sondern ein Fußballer. Ich war naiv, ich hatte keine Ahnung, aber wir haben uns einen erfahrenen Partner gesucht." Die Welthungerhilfe (WHH), eine der größten privaten Hilfsorganisationen in Deutschland, mit fast 50 Jahren Erfahrungen in 70 Ländern.

WHH-Äthiopien-Chef Bernhard Meier zu Biesen, 62, ist von seinem neuen Partner ganz begeistert. "Die Jungs um Benny Adrion sind bescheiden, dynamisch, engagiert und unbürokratisch. Sie zeigen, dass jeder helfen kann und dass es sogar Spaß bringen kann." Genau das möchte Adrion erreichen. Der Viva-con-Agua-Gründer: "Wir haben nicht den Anspruch, die ganze Welt zu retten. Aber wir glauben, dass jeder helfen kann. Dazu muss man nicht stinkreich sein. Wir wenden uns bewusst an die MTV-Generation."

Einer der nach Äthiopien mitgereist ist, um zu helfen, ist Pauli-Innenverteidiger Marcel Eger. Während andere Bundesliga-Stars im Fünf-Sterne-Hotel Urlaub machen, schläft er mit seinem Kumpel Benny Adrion auf einer Matratze in einer Hütte ohne Strom und fließend Wasser und lebt aus dem Rucksack. Eger: "Um zu verstehen, warum die Viva-con-Agua-Brunnen hier so dringend gebraucht werden, muss man einfach selbst hier gewesen sein. Ich war immer schon ein sozial engagierter Mensch. Als Fußballprofi habe ich natürlich ein sehr privilegiertes Leben, aber ich denke, ich habe auch eine Vorbildfunktion. Darum unterstütze ich Bennys Trinkwasser-Initiative."

Für den Innenverteidiger hat der Trip nach Afrika noch einen weiteren Vorteil: Das äthiopische Hochland liegt auf über 2000 Meter - ein echtes Höhentrainingslager für die Erste Liga.