Auf der 90. Jahreshauptversammlung des Ostasiatischen Vereins (OAV) wurde diskutiert und gefeiert.

Öfter mal etwas Neues: Im vergangenen Jahr brach der Ostasiatische Verein (OAV) seine Tradition und feierte das festliche Dinner "Ostasiatisches Liebesmahl" nicht wie üblich im Atlantic-Hotel, sondern im Schuppen 52 - mitten im Hafen.

Das stieß nicht bei jedem auf Begeisterung, umständlich und wenig repräsentativ für den Anlass sei es gewesen. Umso mehr traf die neu gewählte Räumlichkeit gestern Abend während der 90. Jahreshauptversammlung den Geschmack der 300 Gäste aus Wirtschaft und Diplomatie.

"Die Tradition des Treffens symbolisiert, dass es die Internationalität nicht erst seit der Globalisierung gibt", sagte Frank Horch, Präses der Handelskammer. Und Hamburgs Erster Bürgermeister Ole von Beust (CDU) sagte dazu: "Es ist ein wichtiger Anlass für die Kunden des Hafens und für die Stadt." Er kam wie alle anderen Herren auch im Smoking, die Damen trugen elegante Abendkleider zumeist in Rottönen.

Jürgen Fitschen, OAV-Vorsitzender und Deutsche-Bank-Vorstand, begrüßte als Ehrengast und Hauptredner Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle. Er war mit dem Zug, der etwas Verspätung hatte, von Berlin angereist und sagte: "Durch den heutigen Anlass kann ich mal wieder ein paar Stunden in Hamburg verbringen - ich bin nämlich gerne hier."

Der Vorsitzende des Asien-Pazifik Ausschusses der deutschen Wirtschaft, Jürgen Hambrecht, thematisierte in seinem Grußwort die Auswirkungen der asiatischen Dynamik auf die bilaterale Zusammenarbeit und die Positionierung der deutschen Wirtschaft. Auch während des Drei-Gänge Menüs (Parfait vom geräucherten weißen Heilbutt, Medaillon vom Rinderfilet, Dessertbüfett) brachen die Gespräche über die Wirtschaftsbeziehungen nicht ab. Zu den Gastrednern in den vergangenen Jahren zählten neben Bundespräsident Horst Köhler auch Roman Herzog und Wolfgang Schäuble.

Gegründet wurde der OAV am 2. März 1900 im Hotel Hamburger Hof am Jungfernstieg 30. Ein Oberlandesgerichtsrat und 16 Kaufleute kamen zusammen und beschlossen "einen Verein für deutsche Interessen im östlichen Asien" ins Leben zu rufen. Seitdem wird das Ostasiatische Liebesmahl jährlich in Anlehnung an eine Tradition aus dem 19. Jahrhundert gefeiert: Damals trafen sich in Asien Vertreter der deutschen Kaufmannschaft regelmäßig zu Herrenessen. In der Zeit des Ostasien-Geschwaders der Kaiserlichen Marine luden dessen Kommandanten bei Besuchen in den fernöstlichen Häfen die dortigen deutschen Kaufleute zu einem Abendessen an Bord ein, das nach preußischer Tradition Liebesmahl genannt wurde.