Ohne den “Musical-Papst“ Friedrich Kurz hätte es “Cats“ und “Phantom der Oper“ niemals in Hamburg gegeben.

Hamburg. Dieses Mal wohnt Friedrich Kurz eine Etage tiefer. Der Musical-Produzent hat nicht wie sonst die Oskar-Kokoschka-Suite, dennoch den freien Blick auf die Alster aus dem Hotel Atlantic. Hier stieg er Mitte der Achtzigerjahre ab, wann immer er die Stadt für Verhandlungen, Besichtigungen und Vorbereitungen besuchte.

Für ihn gibt es keinen besseren Ort als diese mittlerweile vertraute Umgebung, um sich zu erinnern. An die Tage, als er als "Musical-Mann" die Stücke "Cats" und "Phantom der Oper" nach Hamburg holte. Dafür einerseits geliebt wurde, andererseits für die Kommerzialisierung, die "McDonaldisierung" von Kultur, geächtet und angefeindet wurde. In Hamburg begann die Karriere des kreativen Produzenten, der sich selbst als "renitent" beschreibt und früh aus der Enge seines schwäbischen Heimatorts Nürtingen ausbrach. Er reiste, spielte professionell Fußball in Amerika, arbeitete als Skilehrer und im Filmgeschäft. Überall dort war er keinesfalls erfolglos.

Doch seinen Durchbruch sollte er erst am 18. April 1986 mit der Premiere von "Cats" haben. "Das war ein Wunder", sagt Kurz und rührt in seinem Cappuccino, während er aus dem Fenster seines Atlantic-Zimmers schaut. Gestern präsentierte er hier seine Biografie ("Der Musical-Mann", Verlag GerthMedien). Wortgewandt, plakativ und anekdotenreich erzählt der 61-Jährige in seinem Buch aus seinem Leben, von seinen Höhenflügen, Tiefpunkten. Und schildert seine Erfahrungen mit und in der Hansestadt: Die damalige Kultursenatorin Helga Schuchardt war es, mit der er den Deal einfädelte. Die Korrespondenz bis zur Vertragsunterzeichnung lief über ein geheimes Faxgerät im Keller der Behörde, da man "im Rathaus niemandem über den Weg trauen dürfe", wie Schuchardt ihn gewarnt habe.

So kam der Andrew-Lloyd-Webber-Stoff von den "singenden Katzen" ins Operettenhaus. Seiner Schilderung nach rettete Kurz so das zum Abriss freigegebene Gebäude. Allerdings habe er es damals auch mietfrei bekommen, sagt er. Die Öffentlichkeit zweifelte an dem Konzept, doch Kurz war überzeugt von seinen Plänen. Musicals waren ja auch in den USA erfolgreich - "und ich fand Hamburg so wunderschön, dass ich daran glaubte, Menschen aus ganz Deutschland auch ein zweites Mal hierhin locken zu können." Er sollte recht behalten. "Cats" lief knapp 15 Jahre.

Kurz baute den telefonischen Ticketverkauf aus, gründete sein Unternehmen Stella, schloss Kooperationen mit Hotels, Reiseunternehmen und der Bahn. So verfuhr er in Bochum mit "Starlight Express", in Hamburg mit dem "Phantom der Oper", seinen Prestigeprojekten. Auch für das "Phantom" musste er kämpfen. Er erinnert sich gut an die Premiere 1990 in der eigens gebauten Neuen Flora. "Ich warnte Lloyd Webber, der an diesem Abend dabei war, vor der demonstrierenden Masse von gewaltbereiten Menschen, doch er sagte: 'Fritz, du hast dieses Theater gebaut, und wir werden es durch den Haupteingang betreten!'" Trotz dieses Empfangs wurde auch diese Show ein gigantischer Erfolg für die junge Musical-Szene in Deutschland.

Kurz erlebt allerdings auch extreme Flops mit Stücken wie "Carrie" und "Marlene" in Berlin. Privat widerfährt ihm ebenfalls ein Schock: Seine Freundin, die Hamburger Malerin Billy Szaggars, trennt sich von ihm, um mit seinem engen Freund Robert Redford zu leben. Die Affäre muss schon Jahre gedauert haben. "Da brach alles um mich zusammen. Ich musste mich aufgrund ihrer falschen Anschuldigungen vor einem Mormonen-Gericht verantworten, verlor in einem unfairen Prozess unglaublich viel Geld, zwei Häuser und Pferde", so Kurz. Vor einem Jahr heirateten Redford und Szaggars in Hamburg, Kurz hat den Kontakt komplett abgebrochen. Friedrich Kurz verlor durch diese Niederlagen jedoch nicht sein visionäres Denken. "Heute plane ich, in Dresden ein Musiktheater für den Michelangelo-Stoff zu bauen", sagt Kurz, der in den vergangenen Jahren zum Glauben an Jesus Christus fand. "Ich bin ein anderer Mensch geworden und sicher, dass Gott in meinem Leben schon immer Regie geführt hat."