Nicht nur der Nachname verbindet sie - auch ein inniges Verhältnis. Der Hamburger Künstler Nico Vogel (47) und der Schauspieler Jürgen Vogel (41) sind Brüder. Während der Ältere der Hansestadt treu geblieben ist, zog der Jüngere Mitte der 80er-Jahre nach Berlin. Bis dahin verbrachten sie ihre Kindheit und Jugend erst in der Nähe des Valentinskamps, dann in Schnelsen.

"Wir haben zusammen gespielt und getobt, wie andere Jungs auch", erinnert sich Nico. Seine Augen leuchten, wenn er sich an die Familienausflüge mit den Eltern und zwei Schwestern in die Harburger Berge erinnert. Oder daran, wie sie als Jugendliche auf ihren Mofas durch Hamburg gebraust sind, gemeinsam Al-Pacino-Filme studiert haben. Immer passten sie gegenseitig aufeinander auf. Nico spielte Fußball, Jürgen war eher akrobatisch. "Er kann Wandspagat machen", so der ältere Bruder. Gemeinsam haben sie Schattenboxen trainiert. Selbst als Jürgen in Berlin wohnte, hielten die Geschwister an ihrem Sport fest. "Andere zogen in Berlin durch die Kneipen - wir haben geboxt", sagt Nico. Die Distanz habe keinen Bruch in ihrem Verhältnis ausgelöst. Sie hätten weiterhin auf sich aufgepasst, sich selbst bewahrt. So habe Jürgen ihn von Anfang an in der Idee bestärkt, Künstler zu werden. "Er sagte immer zu mir 'mach es!'".

In einem Garagen-Hinterhof in Barmbek lebt sich Nico als Autodidakt aus. Inspiriert wurde er in seinen Anfängen durch Graffiti-Kunst, Tattoos und Comics. Er selbst bezeichnet den Stil seiner Werke als Edel-Pop-Art, tituliert seine Ausstellung mit "Vogelfrei". Ganz allein ist er in seiner aufgeräumten Werkstatt aber nicht: Neben Fotoausdrucken von seiner Tochter und seiner Frau Bärbel hängt auch eines von Jürgen - beim Schattenboxen. Ebenso hat das Filmplakat "Keine Lieder über Liebe" hier seinen Platz. Fast entsteht der Eindruck, Nico hinge den alten Zeiten nach. "Klar habe ich viele schöne Erinnerungen", sagt er, "doch auch wenn wir uns in vielen Dingen ähnlich sind, so sind wir auch verschieden." Sie seien nicht geschäftlich aufeinander angewiesen, "wie die Klitschkos oder Schumachers. Wir machen beruflich unterschiedliche Sachen und kommen uns nicht in die Quere."

Auch die Kontakte seines berühmten Bruders seien unwichtig. Inzwischen ist er mit seiner Lacktricktechnik bekannt, hatte Ausstellungen im Zirkus Flic Flac, versteigerte Bilder für Viva con Agua: "Die Interessenten kommen zu mir wegen meiner Arbeit und nicht, weil ich eben der Bruder von Jürgen bin. Ich bin eigenständig und habe mein eigenes Netzwerk." Also frei wie ein Vogel - denn so muss keiner von beiden im Windschatten des anderen stehen.