Der französische Schauspieler Gérard Depardieu macht Werbung für deutschen Sauermilchkäse. “Ein Käse muss lebendig riechen.“

Hamburg. Wein, Käse, schöne Frauen. Die Klischee gewordene Dreifaltigkeit des Genusses gehört zu Frankreich wie die Henne zum Ei. Auch mit Gérard Depardieu ist sie untrennbar verbunden. Der bekannteste und vor allem: beliebteste Schauspieler des Nachbarlandes hat sich als passionierter Weinkenner und -besitzer einen Namen gemacht, er hat Filme gedreht mit den schönsten Frauen, die das französische Kino zu bieten hat: Catherine Deneuve, Laetitia Casta und Emmanuelle Béart. Im Restaurant "Schöner Leben" in der Speicherstadt trat der 61-Jährige gestern als Botschafter für Sauermilchkäse auf.

Botschafter bedeutet: Depardieu - schwarzer Anzug, hellblaues Hemd, cremefarbener Kaschmirschal - hält gut gelaunt für die Fotografen ein metallenes Käseköfferchen in Handtaschenformat in die Luft, schwärmt vom deutschem Käse ("kann es absolut aufnehmen mit Käse aus Frankreich und Holland") und präsentiert schließlich ein selbst erdachtes Rezept: "Käse-Rendezvous à la Gérard". Klingt wie etwas, zu dem man nicht Nein sagen kann. In Wahrheit handelt es sich um einen Mix aus Tomaten-, Schinken- und Sauermilchkäsewürfeln, garniert mit Schnittlauchröllchen.

Bis nach Paris, in Depardieus Restaurant La Fontaine Gaillon, sind die Verantwortlichen der Käserei gefahren, um den Schauspieler-Gourmet für die "älteste deutsche Käsespezialität" zu gewinnen, deren berühmtester Vertreter, der Harzer Käse, an essbares Kerzenwachs erinnert. Und nun sitzt er dort, in der "Schöner Leben"-Kaminecke, der charismatische Franzose, der rund 180 Filme in seinem Leben gedreht hat, und erklärt uns Deutschen, dass wir uns für unseren Käse nicht schämen müssen. Auch wir können leben wie Gott in Frankreich, sehr beruhigend.

Das Käse-Image insgesamt, sagt Depardieu mit schwungvollen Handbewegungen, befinde sich auf dem absteigenden Ast. Die Leute gingen gleich zum Dessert über und tränken weniger Wein. Ihm selbst liegt alles Asketische fern: "Wenn mir etwas gefällt, verliere ich das Maß." So hat er im Lauf der Jahre 300 Kilo ab- und wieder zugenommen. "Sein Wort sollte in Deutschland Gewicht haben", dichten die Veranstalter im Pressetext zweideutig.

Man sagt Depardieu nach, dass er schon mal Dreharbeiten verschiebt, um bei der heimischen Weinlese dabei zu sein. Dass seine Leidenschaft für Filme (seine nächste Rolle ist ein Alzheimerkranker) von seinen kulinarischen Leidenschaften mitunter in den Schatten gestellt wird. In Hamburg probiert er abwechselnd mit Fingern und Gabel Käsestücke an Salatblättern. "Cést très bien", sagt er mit vollem Mund, das ist sehr gut. Dann gibt es Käsehäppchen für alle.