Die Aussage der ersten Strophe der goetheschen Ballade “Der Erlkönig“ trifft auch auf Otto Ferdinand Wachs zu.

Hamburg. Es ist die erste Strophe der goetheschen Ballade "Der Erlkönig", deren Aussage auch auf Otto Ferdinand Wachs zutrifft: "Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? Es ist der Vater mit seinem Kind. Er hat den Knaben wohl in dem Arm, er fasst ihn sicher, er hält ihn warm."

Auch der Autostadt-Chef Wachs kümmert sich um ein Kind, seinen Sohn. Mittlerweile weniger, der 22-Jährige studiert in der Schweiz. Ebenso interessieren ihn Erlkönige, also geheime Prototypen neuer Automodelle. Beruflich liegt ihm "seine" Autostadt besonders am Herzen. Auch wenn er das nie so ausdrücken würde. Protzen, das liegt Wachs nicht. Doch er hat diese vor zehn Jahren entwickelt, wollte "einen künstlerischen Zugang zum Thema Automobilität" schaffen. Erfolgreich. Heute verlassen täglich 600 Wagen das Werk, zwei Millionen Gäste kommen jährlich, um das gewollt widersprüchliche Zusammenspiel von Kunst, Kultur und Kommerz zu erleben.

"Ja, es ist das prägendste Element meines Werdegangs", sagt Wachs langsam. "Und auch ein Erlkönig, denn so etwas gab es noch nie zuvor."

1999 wurde der Hamburger Kaufmann nach Stationen im Volkswagenkonzern zum Geschäftsführer der Autostadt Wolfsburg. Mit ihm zusammen, beruflich und privat, lebt Ehefrau Maria Schneider das Projekt. Die Geisteswissenschaftlerin wirkt hier als Kreativ-Direktorin. "Intuition spielt dabei eine große Rolle", sagt sie, "und wir reisen viel im Team, nie in touristische Gegenden, bekommen dadurch Ideen für neue Inszenierungen." Die aktuellen - Fotograf Peter Neusser hat sie zum zehnten Geburtstag der Autostadt Wolfsburg im Bild festgehalten - sind im Buchprojekt "Erlkönig/Prototypes" zu sehen und aktuell in der Galerie Flo Peters. Gestern Abend war in Hamburg Auftaktausstellung. "Hamburg ist ein Synonym für Norddeutschland, genau dort, wo die Autostadt liegt", sagt Wachs. Kein Erlkönig, aber trotzdem einleuchtend.