Das neue Buch Hamburgs ehemaliger Kultursenatorin trägt den Titel “Wenn Frauen jüngere Männer lieben“. Horáková weiß, wovon sie schreibt.

Hamburg. Ruhig für ein Foto zu posieren und dabei nicht zu sprechen, fällt Dana Horáková extrem schwer. Insbesondere, wenn ihr weißer Zwergschnauzer Dany um sie herumtollt. "Er ist aus Prag - genau wie ich", sagt sie. Und ihr ganzer Stolz. "Meine Freunde sagen, wenn Dany bei mir ist, dann strahle ich von innen." Der Hund muss mit aufs Foto, in ihrem Haus in Henstedt-Ulzburg. Hier, inmitten der weißen Einrichtung mit dem hellen Sofa. "Weiß ist doch die Farbe der Unschuld", sagt Hamburgs ehemalige Kultursenatorin augenzwinkernd.

Ernst gemeint ist hingegen ihr neues Buch und dessen Titel "Wenn Frauen jüngere Männer lieben". Denn das tat auch Dana Horáková. Mit etwa vierzig Jahren verliebte sich die promovierte Philosophin in einen jüngeren Mann. "Er war zehn Jahre jünger", erinnert sich die heute 62-Jährige, "ich wusste damals schon, was ich wollte, ich war klar sortiert im Kopf." Trotz aller Verliebtheit fürchtete sie die Reaktionen von Freunden, Kollegen und Familie. "In meiner Generation gehört es sich nicht, als Frau mit einem jüngeren Partner zusammen zu sein." Glückliche Jahre verlebte sie mit Wolfgang, der so ganz anders war als ihr verstorbener Ehemann. Der gefeierte tschechische Regisseur Pavel Jurácek war nämlich zwölf Jahre älter gewesen als sie. "Mein Mann war damals ein Star, sehr verwöhnt und physisch absolut mein Typ. Bei mir war es Liebe auf den ersten Blick", sagt Horáková rückblickend. "Aber er hatte eben die klassischen Rollenvorstellungen: Wer mehr Geld nach Hause bringt, hat auch mehr Macht. Der Sex war okay, er gehörte zu unserem künstlerischen Leben."

Auch so konnte das Paar seinen Freiheitsdrang als Mitglied eines regimekritischen Künstlerzirkels in der damaligen Tschechoslowakei ausdrücken. Gezwungen, das Land zu verlassen, kam Dana Horáková 1979 nach Berlin, später nach München, wo sie als Journalistin arbeitete - und Wolfgang kennen und lieben lernte.

"Ein jüngerer Mann ist offener für dieses Zusammensein, er hatte keine Angst vor mir, die mehr verdient hat. Er hat nicht erwartet, dass ich ihn bediene und pflege. Es war optimal, jeder hatte mehr Freiraum", sagt sie. "Er gab mir zurück, was lange vorüber gewesen zu sein schien - nämlich ein freies Leben. Er küsste in mir die Frau wach. Ich fühlte mich weiblicher als je zuvor."

Wie die jüngsten Zahlen beweisen, war Horáková mit ihrer Beziehung der Zeit einen Schritt voraus: Heute heiratet jede fünfte Frau einen Jüngeren und bei Frauen um die vierzig bereits jede zweite. Tendenz steigend.

Dana Horáková gibt ihre Erfahrungen gern weiter, in glücklicher Erinnerung: "Es war eine tolle Zeit. Ich kann einen Jüngeren wirklich jeder Frau empfehlen. Er macht dich jünger - nicht weil der Jüngere ein Jungbrunnen wäre, in dem die Falten verschwinden, sondern weil er deine Falten als Teil von dir akzeptiert und liebt." Wolfgang habe ihr auch Zugang zu Bereichen ermöglicht, mit denen ihr bisheriges Leben als Kulturredakteurin wenig zu tun hatte: zu Comics, zu dem Reich der Walt Disney-Fantasie beispielsweise. Eine Bereicherung, von der sie noch heute zehrt. Dennoch zerbrach die ungleiche Liebe. "Weil er das typische 'Hausfrauensyndrom' bekam: Ich war beruflich erfolgreich, ständig unterwegs und abends lange weg. Er wartete daheim. Zu oft. Nach sieben Jahren bekam ich ein Jobangebot in einer anderen Stadt, er wurde mit einer Kollegin gesehen. Wir trennten uns, weil wir uns innerlich voneinander entfernt hatten", resümiert sie. Heute lebt Horáková in keiner Beziehung. Aber es gibt viele jüngere Freunde, mit denen sie ihre Freizeit teilt. Und natürlich Dany, der fast immer an ihrer Seite ist.