Seit 28 Jahren pendelt der Europachef des US-Musikriesen Peermusic auf der Suche nach neuen Talenten zwischen Hamburg und London.

Hamburg. Er kennt sie alle - die internationalen Größen der Musikindustrie. Ob David Foster, den Songwriter von Weltstars wie Whitney Houston, Toni Braxton und Céline Dion oder die Produzenten von Michael Jackson und Madonna. Oder Frank Ramond, den Texter von Udo Lindenberg, Annett Louisan, Roger Cicero und Ina Müller. Mit den meisten ist Klaus-Michael Karnstedt (66) per Du.

Seit 28 Jahren pendelt der Europachef des US-Musikriesen Peermusic zwischen Hamburg und London. "Ich bin ein neutralisierter Engländer. Ich bin kein Fossil, aber ein Veteran", sagt der Hamburger, der sich vor allem um die Rechte der Texter und Komponisten kümmert. Die Lied-Autoren sind nämlich seiner Meinung nach die wichtigsten Personen im Musikgeschäft. "Auch eine Annett Louisan, deren neues Album jetzt im Oktober bei uns erscheint, bekommt ihre Texte geschrieben, und nur noch ein bis zwei stammen ursprünglich aus ihrer Feder. In Amerika und fast überall in Europa sind Autoren und Interpreten meist zwei Personen", weiß Karnstedt.

Auf der Suche nach neuen Talenten hat er sich auf den lokalen Markt spezialisiert. Hamburg übt mit seinen musikalischen Zentren Stadtpark und Arenen internationale Faszination aus. "Unsere Talentscouts gehen hier immer noch gerne auf die Suche in der tollen Klubszene, entdecken immer wieder echte Showstars", sagt er. So gehen die großen Erfolge von Ina Müller und Roger Cicero auf das Konto seines Unternehmens. Aber auch viele talentierte Songwriter stammen von der Elbe. "Von 25 lokalen Textern stammen 15 aus Hamburg", sagt Michael Karnstedt, der eigentlich Dirigent werden wollte. Der Sohn eines Arztes und einer schon sehr musikbegeisterten Deutsch-Polin jobbte als Student in der Tonmeisterei des NDR. "Ich sah mich schon im schwarzen Rollkragenpullover am Dirigentenpult. Aber das Talent fehlte mir, und so vermittelte mich ein Professor an den Peer-Verlag. Dort fing ich 1968 im Postversand an", erzählt Karnstedt, der mit seiner Frau Annelie in Rissen lebt.

Er liebt AC/DC und Kiss genauso wie Klassik von Mahler und Strauss. "Weil das musikalische Perfektion ist", sagt er. Musikalität bei Musikgrößen allein reiche aber nicht. Klaus-Michael Karnstedt: "Das Handwerk muss bei unseren Künstlern genauso stimmen wie ihr Benehmen. Unverzichtbar für Erfolg sind auch Bescheidenheit und Talent für Auftritte."