Festakt im Hamburger Rathaus für den großen Stifter Kurt A. Körber, der gestern 100 Jahre alt geworden wäre.

Hamburg. "Das Genie von Bergedorf" wäre gestern 100 Jahre alt geworden. Mit einem Festakt im Hamburger Rathaus würdigte der Hamburger Senat, die Hamburgische Bürgerschaft und die Körber-Stiftung das Lebenswerk des vor 17 Jahren gestorbenen Stifters und Unternehmers Kurt A. Körber. "Er wollte immer anstiften. Großzügig hat er seinen Erfolg an die Gesellschaft zurückgegeben, die den Erfolg möglich gemacht hat", sagte Bürgermeister Ole von Beust (CDU) vor 500 Ehrengästen aus Politik, Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft im Großen Festsaal. Unter ihnen waren der Altbundespräsident Richard von Weizsäcker, die iranische Friedensnobelpreisträgerin Schirin Ebadi, die ehemaligen Hamburger Bürgermeister Hans Ulrich Klose und Henning Voscherau, die Ehrenbürger und Mäzene Helmut und Hannelore Greve.

Als seine beste Erfindung bezeichnete der Stifter, Bastler, Tüftler und Unternehmer, der mehr als 200 Patente erwarb, selbst den "Bergedorfer Gesprächskreis". Diesen rief der studierte Ingenieur, der auch sehr gut malen und zeichnen konnte, 1961 in Leben. Sein Ziel war, politische Gräben zu überwinden, Entspannung und Verständigung zu befördern - aus einstigen Feinden sollten Freunde werden.

Nicht immer trafen die inzwischen weltumspannenden Aktivitäten dieses Gremiums, dessen Gespräche strikt vertraulich sind, auf die Zustimmung in Politik und Ministerien. Das erzählte Richard von Weizsäcker, seit 1995 Vorsitzender des "Bergedorfer Gesprächskreises", gestern Theo Sommer, ehemaliger Chefredakteur der "Zeit". "Im Ganzen waren sie froh darüber, dass es uns gab." Die beiden Wegbegleiter von Kurt A. Körber tauschten sich während des Festaktes sehr unterhaltsam über ihre Erfahrungen mit dem Querdenker aus, der keine Denkverbote kannte. Die sind auch seinen Nachfolgern wesensfremd. Er könne sich vorstellen, sagte Richard von Weizsäcker, "Vertreter der Hisbollah oder Hamas zum Gesprächskreis einzuladen". Schließlich müsse man sich überlegen, wie man mit der Barack-Obama-Initiative für eine atomwaffenfreie Welt umgehe. "Wo jemand herkommt, das war nie die Frage. Nur muss er wirklich etwas vom Thema verstehen", sagte von Weizsäcker.

Bis heute ist die Körber-Stiftung, die Kurt A. Körber zu seinem 50. Geburtstag 1959 aus der Taufe hob, eine der größten privaten gemeinnützigen Stiftungen Deutschlands mit einer Vielzahl von Projekten in den Bereichen Politik, Bildung, Wissenschaft und Kultur. Das Stiftungsvermögen beläuft sich auf 510 Millionen Euro.

Jährlich verleiht die Stiftung den mit 750 000 Euro dotierten Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft. Das sei immer auch ein großes Ereignis für die Stadt, unterstrich Bürgermeister Ole von Beust. Dieser plauschte - ganz im Sinne von Körber - am Rande der Veranstaltung auch mit seinen politischen Gegnern Hans Ulrich Klose und Henning Voscherau. Die drei wirkten ausgesprochen entspannt. "Je mehr Körber es gibt, umso besser für die Gesellschaft." Dieses Urteil von Helmut Schmidt wurde mehrfach bestätigt.