Ein kleines schwarzes Notizbuch auf dem Tisch eines Cafés, ein Mann schreibt etwas hinein, fährt sich mit der Hand durch die Haare und grübelt.

Hamburg. So wie bei dem weltberühmten Schriftsteller Ernest Hemingway wollte es bei Martin Wilhelmi nicht funktionieren.

"Das Warten auf die Muse war ein vergebliches", sagt der frühere NDR-Moderator ("Hamburg Journal") und lacht. Deshalb musste er sein Schreibprojekt, einen Krimi, der in Hamburg spielt, anders angehen.

"Ich erinnerte mich daran, dass ich als Student immer sehr gut in der Universitätsbibliothek arbeiten konnte, deshalb bin ich zum Schreiben in die 'Stabi' gegangen, die ,belebte Ruhe' dort hat mir sehr geholfen."

Martin Wilhelmi hat sich mit dem Schreiben dieses Buchs einen Traum erfüllt. "Schon seit zehn Jahren trage ich den Gedanken mit mir, dass ich gerne einmal eine Geschichte aufschreiben möchte, die ungefähre Handlung und die Figuren schwebten mir schon vor", erzählt Wilhelmi bei einem doppelten Espresso im Café Kaisers am Kaiserkai.

Und nun ist es so weit, das erste literarische Werk des TV-Moderators liegt in allen Buchhandlungen. "Fernsehfieber. Tödliche Gier" (Ellert & Richter, 8,95 Euro) ist der Titel des roten Taschenbuchs. Schnell wird klar, die Handlung spielt in der Hamburger Medienszene. "Durch die unterschiedlichen Zuschauerreaktionen beim NDR wurde mir klar, dass die Menschen daran interessiert sind, wie eine Redaktion so funktioniert", sagt der Journalist, dessen Protagonisten bei einem Lokalfernsehsender in der HafenCity arbeiten, der von einer "Heuschrecke" übernommen wird. "Allerdings will ich deutlich sagen, dass alles frei erfunden ist, Ähnlichkeiten zufällig wären." Seine Welt sei eben die des Fernsehens, hier fühlt sich der promovierte Jurist zu Hause.

Bis 2006 stand er als Anchorman des "Hamburg Journals" vor der Kamera - gibt es dort vielleicht ein Wiedersehen? "Die Kollegen machen einen tollen Job, die Frage zurückzukehren, stellt sich nicht", sagt Wilhelmi. Er lächelt. "Aber es gibt gerade Gespräche mit dem NDR, noch ist nichts unterschrieben."

Geschrieben hat er dafür einiges, knapp 200 Seiten voll mit unterschiedlichen Charakteren, mehreren Handlungssträngen und fein beobachteten Schauplätzen. "Ich habe jeden Ort selbst besichtigt, bin durch die 'Baustelle HafenCity' gelaufen und habe mir in meiner Fantasie ausgemalt, wie alles einmal aussehen könnte", sagt Wilhelmi. Auch auf der Insel Jersey im Ärmelkanal recherchierte er, flog in das britische Steuerparadies und nach London, um sich alles genau anzuschauen. "Ich habe dabei viele Fotos gemacht. Beeindruckt haben mich vor allem Details wie polierte Messingschildchen an verwinkelten Minibüros mit Milliardenumsätzen." Die Arbeit machte Wilhelmi viel Spaß - wird es eine Fortsetzung geben? "Ich hätte noch genug Ideen für eine Trilogie", sagt Wilhelmi und lächelt schelmisch. So, wie man ihn aus dem Fernsehen kennt.