Mitten in der Fußgängerzone steht ein rotes Klavier. Anna Yina singt ihre Ballade “Dieses Lied“. Etliche Passanten beobachtet sie dabei ...

Hamburg. In ihrem Musikvideo zieht die junge Hamburgerin den Flügel durch ganz Deutschland - nur, um vom Geliebten gehört zu werden. Sehr mutig, das fällt auf. Man könnte meinen, dass sich die blonde Sängerin auch privat als souveräne Powerfrau gibt. Doch bei einem Besuch in der elterlichen Villa in Fuhlsbüttel zeigt die 21-Jährige ein anderes Gesicht. Sie wirkt schüchtern im ruhigen Garten des alten weißen Hauses. "Ich habe mich gerade erst vor zwei Monaten von meinem Freund getrennt", sagt sie leise. Die Augen werden feucht.

Über den Ex, einen Hip-Hop-Musiker, möchte sie nicht sprechen. Früher noch erzählte sie in Interviews von ihren Liebeshochs und -tiefs, damals die mit ihrem ersten Freund. "Er war ein Freund meiner großen Brüder, mit ihm habe ich viel durchgemacht." Das ist auch in den Texten zu hören. Aber nicht nur die Texte sind melancholisch, auch Anna Yina hat sich zurückgezogen. Über das Privatleben möchte sie heute nicht mehr sprechen.

Seit ihrem Abitur auf dem Gymnasium Hummelsbüttel, dem Auftritt als Vorband von Gianna Nannini und dem Vertragsabschluss mit einer großen Plattenfirma ist viel Zeit vergangen. Zumeist Stillstand. "Es ist einfach nichts passiert. Das war, wie eine Wartenummer zu ziehen, wenn ich die Agentin angerufen habe", sagt sie. Anna-Janina Oppermann, so ihr bürgerlicher Name, zog die Konsequenzen: Vom Business frustriert, beschloss sie, auf eigene Faust an der Karriere zu basteln. Als jüngstes von fünf Kindern wohnt sie noch bei ihren Eltern. Das Nesthäkchen ist nicht früher flügge geworden, weil Vater Achim Oppermann sein eigenes Tonstudio hat - im Keller des Hauses. Der Musikproduzent nahm hier mit ihr und ihrer Band die selbst geschriebenen Songs auf. Wieder im Schoß der Familie, schöpft Anna Yina Kraft für eine zweite Chance: Mit einer Street-Tour von Hamburg bis nach Stuttgart macht sie auf ihr Album "Lichtermeer" aufmerksam - und wirbt für die Initiative "Viva con Agua". Gibt es so etwas wie Lampenfieber? "Ich habe als Glücksbringer immer ein kleines Kuscheltierschwein dabei. Die sammel' ich", sagt Anna und lächelt verlegen. Am 4. September ist sie in der Wandelhalle im Hauptbahnhof zu sehen - dann wieder mutig und mit knallrotem Flügel.