Als Marketingleiter und Produzent der Deutschen Grammophon in Hamburg holte Hanno Rinke viele Stars der Klassikszene an Alster und Elbe.

Hamburg. Er will sich nicht hinter den großen Namen verstecken, mit denen er fast ein Vierteljahrhundert gearbeitet hat - aber Hanno Rinke hat einfach viel zu erzählen. Als Marketingleiter und Produzent der Deutschen Grammophon in Hamburg holte er viele Stars der Klassikszene an Alster und Elbe. Er überredete den weltberühmten Dirigenten Leonard Bernstein dazu, ein einziges Mal ins Studio zu gehen und seine "West Side Story" selbst zu dirigieren.

Der 1946 geborene Rinke wurde über die Jahre zum engen Gefährten der Musiker. "Zu Bernstein hatte ich ein sehr wichtiges Vertrauensverhältnis, wir haben viel privat gesprochen", erinnert sich Rinke, der gemeinsam mit ihm zu Aufnahmen und Konzerten um die ganze Welt flog, mit Bundesminister Franz Josef Strauß dinierte und Helmut Schmidt in Bonn traf. Dann immer wieder als Begleiter nach Hawaii, Rom, Tokio, Tel Aviv, Paris. Er kam ihnen nah. "Bernstein war ein Überzeuger, er hat die Menschen mit Sprache verführt und ziemlich viel geraucht und getrunken." Im Gegensatz zum US-Amerikaner sei sein damaliger "Rivale", der österreichische Stardirigent Herbert von Karajan, viel verschlossener gewesen, ihn interessierten Sport, Autos, Flugzeuge und Yachten. "Doch beruflich war er ein Dompteur, die Sänger haben immer wieder gesagt, dass niemand sie so gut führe wie Karajan", so Rinke.

Für die Verhärtung der Fronten zwischen den beiden hätte dann aber - wie könnte es anders sein - eine Frau gesorgt: Karajans sehr viel jüngere Gattin, das Dior-Mannequin Eliette Mouret. Rinne erinnert sich: "Mitte der 80er trafen sich Bernstein und Karajan in Salzburg, Eliette schmiegte sich an Bernstein und sagte 'Herbäärt, der Lenny hat so wunderschöne Musik geschrieben, warum schreibst du nicht auch mal so schöne Musik?'", sagt Rinne und lacht herzlich. Beste Freunde sollten die beiden Musiker nie werden.

Versonnen blickt er von der Terrasse in seinen Garten in Othmarschen, sinniert über seine Zeit hinter den Klassik-Stars wie den Cellisten Mstislav Rostropovich und Mischa Maisky: "Auf der einen Seite habe ich ihnen die Wärmflasche ins Bett gelegt, dann musste ich sie wiederum auf die Pressekonferenz ins Rampenlicht schubsen."

Diese Zeiten sind vorbei, privat interessiere er sich natürlich ungebrochen für Musik, Zeitgeschehen und gesellschaftliche Entwicklungen, doch heute möchte er selbst Dinge schöpfen und kreieren: Rinne macht Filme, komponiert und das schon seit den 70er-Jahren. Doch nun hat er geschrieben, ein authentisches Buch in Briefform ("Zerrissen", Verlag EVA, 24,80 Euro) über die unterschiedlichen Seiten des Musikbusiness und seine persönlichen Erinnerungen.