Tom Buhrow und Sabine Stamer: Er ist Moderator der “Tagesthemen“, sie Autorin. Wie funktioniert das viel beschäftigte Familienunternehmen?

Hamburg. Hamburger Abendblatt: Wer hat im Hause Buhrow/Stamer die Hosen an?


Tom Buhrow: Sabine. Würden die Kinder sagen.


Sabine Stamer: Wir ergänzen uns. Da ich im Alltag für die Kinder präsenter bin, muss ich auch öfter mal streng sein.


Abendblatt: Worüber können Sie so richtig leidenschaftlich streiten? Ist Tom Buhrow daheim auch so nett, wie er im Fernsehen wirkt?


Stamer: Er ist überwiegend nett, aber das ist auch wichtig, denn ich bin da etwas anders gestrickt.


Buhrow: Du meinst, du bist schon mal undiplomatisch und sehr direkt. Aber um ehrlich zu sein, ich könnte auch nicht mit einer Frau zusammenleben, die so ist wie ich.


Stamer: Nee, das würde sicher nicht so gut funktionieren. Ich verfahre gerne nach dem Motto "Just do it!" - Nicht so viel reden, sondern machen! Bei großen Entscheidungen können wir uns aber prima einigen.


Abendblatt: Das gilt auch für die vielen Umzüge, die Sie Ihres Jobs wegen hinter sich haben, Herr Buhrow?


Buhrow: Ja klar. Sabine wusste, dass es mein Lebenstraum war, als Korrespondent nach Amerika zu gehen. Ohne Bedenken groß zu thematisieren, ist sie mitgekommen und hat sich beruflich darauf eingestellt. Dafür bin ich ihr sehr dankbar. Jeder, der Kinder und Arbeitsleben unter einen Hut kriegt, hat meines Erachtens einen Orden verdient.

Stamer:
Und wo ist dann meiner? Also mir war von Anfang an klar: Eine Ehe mit gerechter Arbeitsteilung ist mit diesem Mann nicht möglich. Glücklicherweise konnte ich als Journalistin und Autorin gut von zu Hause arbeiten.


Abendblatt: Sie haben durch den Job Ihres Mannes bereits in Amerika und in Frankreich gelebt. In Ihrem neuen Buch "Drei-Länder-Chat" werden auch die Unterschiede der Schulsysteme thematisiert. Wo gefällt es Ihnen denn am besten?


Stamer: Für mich war Amerika super. Es gab verlässliche Schul-kernzeiten von 8.30 Uhr bis 15 Uhr. Danach hatten die Kinder noch ausreichend Freizeit, konnten aber in einer sogenannten "after school care" auch länger betreut werden. Das Ganztagsschulen-Angebot in Deutschland ist im Vergleich zu anderen Ländern sehr rückständig.


Abendblatt: Sie sind beide gut beschäftigt. Wie organisieren Sie den Alltag?

Stamer: Ich arbeite, wenn die Kinder in der Schule sind. Mittags koche ich meistens nicht mehr. Wegen der ständig wechselnden Schulzeiten und des Unterrichtsausfalls empfinde ich das als Zumutung, denn man weiß ja nie, wer wann nach Hause kommt. Aber wir versuchen, einmal pro Tag gemeinsam zu essen.


Buhrow: Wenn ich freihabe, bin ich in der Regel bei der Familie. Mit zeitaufwendigen Hobbys wie beispielsweise Golf habe ich gar nicht erst angefangen, obwohl das in Amerika ein preiswerter Volkssport ist. Stattdessen laufe ich, das ist nicht so zeitraubend.


Abendblatt: Ihre Kinder haben in jungen Jahren bereits viel von der Welt gesehen, einige Male den Wohnort, ja sogar die Kultur gewechselt. Wie vermitteln Sie ihnen das Gefühl von Zuhause?


Buhrow: Egal, wo wir bislang waren: Daheim wurde immer Deutsch gesprochen. Das war ein Anker.


Abendblatt: Können Männer denn wirklich nachvollziehen, was es heißt, Kinder großzuziehen, die eigene Karriere zurückzustellen und nebenbei auch noch den Freundeskreis zu pflegen und für den Liebsten in Form zu bleiben?


Buhrow : Einige ja. Aber die meisten wohl dann doch nicht. Kürzlich war ich alleine mit den Kindern, Sabine war auf Recherche-Tour. Ich hatte eine Menge auf dem Zettel. Geschafft habe ich allerdings nix. Ich denke, Frauen sind besser organisiert. Und effizienter. Das merkt man oft auch im Job. Männer reden mehr. Frauen sehen die Aufgabe und - zack, zack - erledigen sie.


Abendblatt: So wie Ihre Frau.

Buhrow:
Genau!


Abendblatt: Frau Stamer, Sie schreiben in Ihrem Buch, viele Deutsche seien manchmal gerne "sad sacks", also traurige Säcke. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?


Stamer: Wir Deutschen baden gern in Nostalgie und verwechseln nicht selten Tiefgründigkeit mit Trauer und endloser Problembewältigung. Alles ist so schwer. Amerikaner denken viel positiver. Sie reagieren auch auf vieles weniger skeptisch und ermutigend. Ein Beispiel: Ich fotografiere gern. In Amerika sagten Freunde "Hey, mach eine Ausstellung!" Hier werde ich gefragt, ob ich denn auch eine Ausbildung dafür gemacht habe.


Abendblatt: Klingt, als würden Sie die USA vermissen ...

Stamer:
Manches vermisse ich. Die kleinen freundlichen Unterhaltungen. Die schnelle Kontaktaufnahme. Die spontane Freundlichkeit. Hier sagt mir kein Unbekannter auf der Straße, wie toll meine neue Jacke ist oder Ähnliches. In Amerika ist das normal. Aber es gibt umgekehrt auch viele Dinge, die ich in Amerika vermisst habe: dass ich mit Bus und Bahn überall hinkomme, dass viele Handwerker wissen, was sie tun, und nicht zuletzt: das famose deutsche Brot.

Abendblatt: Haben Sie hier in Deutschland eigentlich gemeinsame Rituale?


Buhrow:
"Tatort" schauen! Den zeichnen wir sogar auf. Ein gutes Glas Rotwein genießen und an der Elbe mit unserem Hund spazieren gehen. Das sind für uns echte Entspannungsmomente.


Abendblatt: Frau Stamer, warum haben Sie nach Ihrer Hochzeit mit Tom Buhrow eigentlich Ihren Namen behalten?


Stamer: Warum fragen Sie nicht meinen Mann, warum er seinen behalten hat?


Buhrow: Da sehen Sie, wie es läuft. Ehrlich gesagt, habe ich vor dem Umzug in die USA kurz überlegt, ihren Namen anzunehmen. Wegen der einfacheren Aussprache im Englischen. Das ist aber im Sande verlaufen.

Stamer:
Tja, warum wohl ...?


Abendblatt: Ihr Rezept für eine glückliche Ehe?

Stamer:
Nicht jeden Streit ausdiskutieren. Aushalten können und auch mal schimpfen dürfen.


Buhrow: Der gemeinsame Kurs muss stimmen. Gegenseitige Unterstützung ist wichtig. Und man kann ruhig mal nachgeben.