Samy Deluxe ist durch seine Vergangenheit geprägt, die Unsicherheit der Zugehörigkeit, das Aufwachsen bei der deutschen Mutter, in einem Stadtteil, wo ein neuer Benz zur Standardausstattung gehört. In den 90er-Jahren steigt er ins Musikgeschäft ein.

Es war ein Sonnabendmittag in Eppendorf, als es an der Straße Am Andreasbrunnen an der Haustür klingelte, vor mehr als 20 Jahren. Ein kleiner schwarzer Junge öffnet die Tür und sieht zum ersten Mal im Leben einen anderen Schwarzen, seinen Vater. Der Kleine ist heute der Hip-Hop-Künstler Samy Deluxe, der Große biologisch immer noch der Vater. Samy Deluxe ist durch seine Vergangenheit geprägt, die Unsicherheit der Zugehörigkeit, das Aufwachsen bei der deutschen Mutter, in einem Stadtteil, wo ein neuer Benz zur Standardausstattung gehört, Samy aber im Renault R4 gefahren wird. In den 90er-Jahren steigt er ins Musikgeschäft ein, ist mit 21 ein berühmter Rapper - Ziel erreicht. "Mein Traum damals war, genau diese Musik zu machen, in Klubs aufzutreten, es ging um die Szene", sagt Deluxe, der breitbeinig steht und eine dunkle Sonnenbrille trägt. Anders als die Jugendlichen heute, mit denen der Künstler in Workshops arbeitet.

Er und Ex-Basketball-Profi Marvin Willoughby sowie Julia von Dohnanyi haben im Herbst 2007 das Projekt "Crossover" gegründet. Sie tun etwas gegen die Ausgrenzung von Kindern unterschiedlicher Stadtteile und Schulformen: Im Deutschunterricht wird an Rap-Zeilen getextet und ein Song entwickelt oder mit den Jugendlichen über Träume gesprochen. Auch ein Graffito zeigt die Ergebnisse. "Am Anfang haben alle gesagt, ihr Traum sei es, Erfolg, Geld und viel Materielles zu haben", sagt Samy Deluxe, "dann haben wir über Werte, Freunde und Familie gesprochen, und sie haben nachgedacht." Egal, ob man mit sechsstelligen Summen im Plus oder Minus sei - die eigene Stimmung sei doch gleich, wenn man Kind und Frau nicht sehen könnte. "Wir wollen die Kids motivieren, an sich zu glauben und nicht zu denken, dass Ruhm nur durch Castingshows zu bekommen ist", sagt der Vater des acht Jahre alten Elijah und rückt die Sonnenbrille zurecht, die er die ganze Zeit nicht abnimmt.

Durch ihn habe er sein soziales Gewissen wiederentdeckt. "Mir tun junge und alte Menschen leid, den Jüngeren kann ich besser helfen." Außerdem könne er schnell einen guten Draht zu Schülern kriegen.

"Es ist eben ein Unterschied, ob ich oder ein weißhaariger Politiker über Werteverschiebung spricht", sagt Samy Deluxe bestimmt, aber doch zurückhaltend. Nicht er sei hier der Star, es seien die Kids. Und das glaubt man ihm.