Es ging weder um Bilanzen noch um Finanzen oder Fusionen, ausnahmsweise. Gestern Abend wurde die Berenberg Bank am Neuen Jungfernstieg zum Hort sprachlicher Raffinesse, Bedeutung und Klugheit.

Erstmals vergab die Privatbank einen Preis für Wissenschaftssprache.

Verliehen von der Universitäts-Gesellschaft, ging dieser an die Juniorprofessorin Dr. Anja Tervooren. Andreas Brodtmann, persönlich haftender Gesellschafter der Berenberg Bank, begründete die Wahl damit, dass ihr Aufsatz mit dem Titel "Tanz, Prüfung und Wettkampf. Lernkultur jugendlicher Mädchen zwischen Ent- und Reritualisierung" sowohl "wissenschaftlich herausragend" als auch "verständlich" sei.

Während seiner Laufbahn konnte Peter Fischer-Appelt, Universitätspräsident a. D., sich ausführlich mit dem wissenschaftlichen Vokabular beschäftigen: Er findet, "die Wissenschaft muss der Öffentlichkeit zugewandt sein und soll der Gesellschaft dienen". Kollege Peter Schäfer von der Universitäts-Gesellschaft wirft ein: "Die Sprache befindet sich oft noch in einem Elfenbeinturm der Wissenschaft - doch da bläst jetzt ganz schön der Wind durch."

Sprache als Mittel, um sich anderen verständlich zu machen - ein Anliegen der Preisträgerin Anja Tervooren: "Es ist manchmal ein Drahtseilakt, aber Sprache bedeutet mir viel, vor allem die Sorgfalt der Sprache."

Claus Strunz, Abendblatt-Chefredakteur, hielt bei der Preisverleihung einen Festvortrag, auch er betonte die Macht der Worte: "Weder Finanz- noch Wirtschaftskrise führen wirklich in den Untergang. Nur eine Wahrheits-Krise hätte diese Kraft. Sie zu verhindern ist nicht die Aufgabe von Analysten oder Polizisten, sondern von Journalisten. Ihre Waffe ist scharf: Es ist die Sprache."