Für den Schauspieler Bjarne Mädel (41) gibt es momentan eine Menge von beruflichen Glückstagen. Heute ist auch so einer, denn er ist zu Besuch in seiner Geburtsstadt Hamburg, seiner “europäischen Lieblingsstadt, wenn es hier nur nicht so oft regnen würde“.

Nach seinem Erfolg in der Rolle des gemobbten Bürotrottels Berthold "Ernie" Heisterkamp in der Serie "Stromberg" spielt er nun die Hauptrolle in "Der kleine Mann" (ProSieben, dienstags, 22.40 Uhr). Die Charaktere sind ähnlich, Marke durchschnittlicher Durchschnittsdeutscher. Denn Elektrofachverkäufer Rüdiger Bunz wird nur durch Zufall zum Gesicht einer Schnapswerbekampagne und damit zum D-Prominenten. Bjarne Mädel selbst gehört schon fast in die A-Kategorie. Eher spät, nach Jahren des Theaterspielens am Schauspielhaus Hamburg (2000-2005) und dem Volkstheater Rostock, hat er seinen Durchbruch zur breiten Masse via TV geschafft. "Wenn's erst mal läuft, dann kommen die Anfragen. Das ist toll, denn ich will mich breit aufstellen, auch für die Zeit, wenn ich mal nicht mehr so im Gespräch bin", sagt Mädel. Gerade hatte er ein Casting für Til Schweigers "Zweiohrküken" und gewann den Deutschen Hörbuchpreis als Sprecher in "Herr Lehmann".

Was ihn aus seiner Gelassenheit bringt, ist der unausweichliche Vergleich von Bjarne Mädel mit seinen beiden trotteligen Paraderollen. "Anscheinend spiele ich gut, weil ich immer wieder gefragt werde, ob ich privat auch so bin", sagt Mädel. "Ich versuche einfach, authentisch scheiße auszusehen." Dafür lässt er sich mit Glyzerin Schweißflecken unter den Armen auftragen und steckt seine Hemden mit einem Lineal in die Hose. Privat bevorzugt der Schauspieler lockere Jeans, T-Shirt und Turnschuhe. Nach Drehende könne man immer die Garderobe seiner Figur zum Vorzugspreis kaufen, "davon nehme ich sehr wenig mit nach Hause", sagt Mädel und lächelt. Auch ein Indiz dafür, dass er sich von Ernie und Rüdiger unterscheidet. Sonst würde er wohl auch nicht die Schanze lieben, den "Latte-Macchiato-Strich". Hätte in seinen Jahren am Schauspielhaus nicht gern auf St. Pauli gewohnt, hätte nicht im Karoviertel Boule gespielt und würde den Country-Burger ohne Käse im "Hatari" verschmähen. Das alles ließ er hinter sich, um "meiner Freundin zuliebe" nach Berlin zu ziehen, obwohl er die Hauptstadt "zu unübersichtlich und anstrengend" findet. Die Meinung anderer sei für ihn nur dann bedeutend, wenn er den Absender selbst schätze, wie beispielsweise Regisseur Arne Feldhusen ("Stromberg", "Der kleine Mann"). Zeitungskritiken lese er nur selten, weil er sich zu viel über die Einzelmeinungen aufrege, die sich teilweise boshaft lesen würden. Man müsse sowieso selber wissen, ob man in einer Rolle gut gewesen sei. Und das war Mädel oft genug.

Heute kann er das genießen und findet es einfach cool, dass er nicht mehr auf den Cent schauen muss, sich sein altes Klavier zurückkaufen konnte, er oft mit einem Wagen von Filmproduktionen abgeholt wird und er sich für seine nächste TV-Rolle einen Bauch zulegen muss - alles soll ja richtig authentisch sein.

Im November können ihn die Hamburger wieder in den Kammerspielen sehen, dann tritt er in dem Sozialdrama "Fettes Schwein" auf.