Ja, sie wissen um die Vorwürfe, die ihnen gemacht werden. Nein, sie hätten niemanden verletzen wollen. Die Geschwister Barbara (48) und Alexander (44) Wussow haben mit ihrem neuen Buch über ihren Vater eine Diskussion ausgelöst.

Hamburg. Die Geschwister Barbara (48) und Alexander (44) Wussow haben nicht nur ein neues Buch über ihren Vater, den beliebten Schauspieler Klausjürgen Wussow (* 2007) veröffentlicht und in Hamburg vorgestellt. Sie haben auch eine Diskussion ausgelöst, die eigentlich Familiensache sein sollte. Ist sie aber nicht, denn das Leben ihres Vaters, der am 30. April 80 Jahre alt geworden wäre, war ein öffentliches. Auch über den Tod hinaus.

So erhebt Sabine Wussow, vierte und letzte Ehefrau des Schauspielers, den Vorwurf, dem Geschwisterpaar ginge es einzig um den Profit. Zudem hätten sie nur die 60er- und 70er-Jahre im Leben ihres Vaters dargestellt, spätere Ehefrauen zu kurz erwähnt. "Das stimmt, wir haben über die Zeit geschrieben, die unsere Zeit war. Was nicht so schön war, müssen wir nicht noch einmal hervorholen und wiederkäuen", sagt Barbara. Das sei schon genug getan worden. Öffentlich. Überall. Immer der Name Wussow. Wussow als Professor Brinkmann in der "Schwarzwaldklinik", Wussow als Leutnant Rotteck in der TV-Serie "Der Kurier der Kaiserin", Wussow in der Klatschpresse. Die Geschwister schauen sich an.

"Es gab eben auch 30 schöne Jahre, wir hatten eine wunderbare Kindheit mit unseren Eltern", erzählt Alexander, und Barbara fällt ein: "Außerdem hält sich der Glaube, man würde alles über die Wussows wissen, aber man weiß weiß Gott nicht alles." Einige Geheimnisse lüftet das Buch, es zeigt die kleinen gemalten Liebesbotschaften, die Klausjürgen seiner Ida täglich an die Kaffeetasse lehnte, es erlaubt die Gedanken an nie verbrachte Urlaube. Alle vier waren nur einmal zusammen in der Ferne, 1985 auf den Malediven - "unser erster und letzter Familienurlaub", schreibt Barbara. Eine Erinnerung, die schmerzt, wie viele andere, die sie aufgeschrieben haben. "Es war eine seelische Zerreißprobe, denn man tritt zurück in etwas, wovon man denkt, man habe es bereits abgeschlossen." Stille. "Doch, es hat uns sehr zurückgeholt", erklärt Alexander.

Anlass zum Schreiben waren zwei alte verstaubte Koffer auf dem Dachboden, deren Inhalt die Ehe und das Leben ihrer Eltern zeigte. Vergilbte Liebesbriefe, verblichene Zeitungsausschnitte, alte Fotografien. Beim Aufräumen seien sie darauf gestoßen. "Das war eine riesige Überraschung, wir wussten nichts von deren Existenz", erzählt Barbara, "unsere Mutter hat alles aufgehoben, für uns war das ein wunderbarer Schatz." Abend für Abend haben sie zusammengesessen, bis tief in die Nacht hinein. Dabei wurde gelacht, auch Tränen flossen. "Es hat sich gelohnt, lange aufzubleiben", sagt Alexander, der heute im renovierten Haus seiner Kindheit in Wien lebt. Und oft Besuch bekommt. Von seiner Schwester.