“Kind? Karriere? Beides?“ Unter diesem Motto trafen sich gestern acht prominente und erfolgreiche Frauen im Restaurant Ono. Ohne Kinder.

Stillpausen am Drehort und Notlügen im Betrieb

Allein der (verspätete) Beginn des Lunches zeigte eines ganz deutlich: Im Leben von Müttern läuft wenig nach einem berechenbaren Plan. Christina Block wartete stundenlang mit ihrer spuckenden Greta (9 Monate) beim Kinderarzt. Schauspielerin Claudine Wilde kam direkt von der kinderärztlichen Vorsorge ihres kleinen Christophers (8 Monate). WDR-Moderatorin Lisa Ortgies erreichte der Anruf ihrer Tochter aus der Schule - Bauchweh-Alarm.

Nicht viele Frauen können so privilegiert arbeiten wie Claudine Wilde. "Ich konnte meine Kinder oft mitnehmen. Sie waren an jedem Drehort im Wohnwagen dabei. Stillpausen inklusive", sagt die Schauspielerin. Trocken kontert Autorin Ildiko von Kürthy: "Du arbeitest ja auch nicht am Schalter in der Sparkasse." Dazu Lisa Ortgies: "Es kommt darauf an, welches Standing man in seinem Job hat und wie sehr man gebraucht wird."

Positiv-Beispiel: Eine erfolgreiche Anwältin nimmt es sich heraus, während des Meetings zu stillen. Negativ-Beispiel: Eine TV-Journalistin unter Konkurrenzdruck pumpt heimlich Milch auf der Toilette ab, damit ihre Chefs sie nicht in die Mutter-Schublade stecken.

"Frauen setzen alles daran, so perfekt zu arbeiten, dass keiner merkt, dass sie auch Kinder haben", sagt Lisa Ortgies. Lieber schwindeln, man habe im Stau gestanden, als zuzugeben, dass der Sohn schon wieder mit Ohrenschmerzen zum Arzt musste. Der Nachwuchs wird ausgeklammert, beinahe schon verleugnet - Mutter zu sein, gilt in vielen Firmen als Makel. Auf solche Strapazen hat Hellen Bator ganz bewusst verzichtet. "Ich habe meine Berufstätigkeit erstmal hinten angestellt, bleibe zu Hause bei meinen Töchtern Jodie und Jill."

Mutter und Unternehmerin Christina Block versteht sowohl die Arbeitgeber - als auch die Arbeitnehmersicht. "Bevor ich eine junge Mutter einstelle, denke ich dreimal nach. Weil ich aus eigener Erfahrung weiß, ihre Fehlquote ist hoch."

Klar ist der Ausfall, trotz neuen Elternzeitmodells, bei Frauen höher als bei Männern. Im Regelfall stecken nach wie vor Frauen beruflich zurück. "Als mein Mann Teilzeit anmeldete, musste er sich von vielen Kollegen dumme Sprüche anhören", so Lisa Ortgies. Problem: Viele Chefs setzen sich nicht ernsthaft mit der Doppelrolle auseinander. "Weil gut ausgebildete Akademiker-Frauen gar keine Kinder mehr kriegen", sagt Ildiko von Kürthy. "Ein richtiges Umdenken wird es erst geben, wenn die Männer einen größeren Anteil der Kindererziehung übernehmen und genauso unkalkulierbar werden würden wie Frauen."