Mehr als 100 Gäste kamen zum “Faltenrock“, dem ersten Ü-60-Tanzabend im Gängeviertel. Die Jupi-Bar war so gut besucht wie selten.

Hamburg. Manchem muss man die Bedeutung von "carpe diem" nicht mehr erklären. Jedenfalls nicht dem 72-Jährigen, dem die Party sehr viel besser gefiel, als er im Portemonnaie eingeplant hatte. Also lieh er sich von seinem (Schul-)Freund 50 Euro. Dessen trockener Kommentar: "Kannst du mir ja aufs Grab legen ..." Eine nicht ganz untypische Szene für diesen nicht ganz gewöhnlichen Abend im Gängeviertel. "Faltenrock" hieß die Party in der Jupi-Bar an der Caffamacherreihe, zu der nur über 60-Jährige kommen durften.

Na ja, auf Ausweiskontrollen wurde bald verzichtet, sodass sich später auch ein paar Jüngere reingemogelt haben. Die kleine Bar war jedenfalls so gut besucht wie selten - gut 100 Gäste waren gekommen und tanzten zur Musik der DJs Rita und Jan.

Die Idee hatte Kristina Sassenscheidt. "Meine Mutter lag mir seit Jahren in den Ohren, dass sie nirgendwo tanzen gehen kann, weil sie sich immer und überall zu alt fühlt. Und ich dachte mir, dass sie da sicher nicht die Einzige ist." Richtig gedacht.

+++ Zu den Quartieren +++

Zwar zog eine Dame mit den Worten "Ich bin entsetzt" schnell wieder ab, blieb mit dieser Meinung aber allein. Ansonsten waren Sätze wie "Müsst ihr unbedingt wieder machen", "Am besten jede Woche" und "Macht es doch mal sonnabends, da kann man länger feiern" zu hören. Das sorgte schnell für Aufatmen bei den Veranstaltern. Rita Kohel: "Wir hatten am Anfang schon Sorge, dass keiner kommen würde. Umso besser, wenn so neue Leute das Gängeviertel kennenlernen." Übrigens: Info-Material über das historische Gebäude-Ensemble haben fast alle Gäste mitgenommen. Ein bisschen wurde darüber durchaus diskutiert, in erster Linie aber geschwoft. Die Musik lag zwischen Cha-Cha-Cha und Beatles, Bill Haley und Aretha Franklin. "Ich hatte Original-Single-Platten von meinem Pa dabei, viel Boogie und Twist", sagt DJ Rita. Das kam gut an, aber Musik eröffnet nun einmal das weite Feld des Nörgelns. Und so kündigten einige Gäste an, beim nächsten Mal eigene Platten mitzubringen.

Denn ein nächstes Mal wird es sicherlich geben. Wer Fragen oder Anregungen hat, kann sich auch per E-Mail an die Veranstalter wenden: faltenrock-tanzabend@web.de