Das Label Kiezkicker will St. Pauli repräsentieren und mit dem Gewinn auch die sozialen Projekte “Hinz & Kunzt“ und “Viva con Agua“ unterstützen.

St. Pauli. Mit "Kiezkicker" verbinden die meisten den FC St. Pauli. Dass dies auch eine Modemarke ist, wissen dagegen nur wenige. Hinter dem Label Kiezkicker stecken Coco Collmann, Michael Lutz und Patrick Dietz. Das Trio stellt seit gut einem Jahr T-Shirts und Kapuzenpullover mit Slogans rund um den Kiez her und will damit nicht nur Geld verdienen.

"Wir möchten uns auch für unseren Stadtteil engagieren und soziale Projekte mit den Erlösen unserer Verkäufe unterstützen", sagt Lutz, 29. Und so war es selbstverständlich, dass sie die Obdachlosenzeitung "Hinz & Kunzt" bei ihrem Kickerturnier im Mai unterstützten. Auch bei der Aktion "Hamburg teilt" haben sie mitgemacht. Einen Monat lang gingen zehn Prozent des Umsatzes an den Verein Straßenkids. Das aktuelle Projekt des Modelabels lautet "Rettet die Kiez-Tankstelle". Mit dem Erwerb eines T-Shirts mit der Aufschrift "Kiez-Kulturerbe" spendet man gleichzeitig einen gewissen Betrag an "Hinz & Kunzt" und "Viva con Agua".

"Wir wissen zwar, dass wir die Esso-Tankstelle und die Esso-Häuser dadurch nicht retten können, aber wir können zumindest ein Bewusstsein für diese Problematik herstellen", sagt Lutz. Bis es so weit war, dass sie etwas spenden konnten, war es ein langer Weg. "Am Anfang haben wir selbst Flyer an die Leute verteilt, damit sie überhaupt Notiz von uns nehmen", sagt Collmann, 27. Das Feedback sei durchweg positiv gewesen. Nur einmal seien sie angepöbelt worden, als sie beim Heimspiel des FC St. Pauli vor dem Stadion ihre Zettel verteilten, haben Fans der gegnerischen Mannschaft sie beschimpft.

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Der Name Kiezkicker entstand zwar in Anlehnung an den FC St. Pauli, hat aber nicht nur mit dem Fußballklub zu tun. "Denn der Stadtteil definiert sich nicht nur über den FC St. Pauli, sondern vielmehr sei es andersherum", sagt Lutz. "Ich habe so viele Leute mit Totenkopf auf der Brust gesehen, bei denen ich mir dachte, dass die das nur tragen, um im Trend zu sein, aber nicht, weil sie sich wirklich mit St. Pauli identifizieren." Der Fußballverein selbst hat mit der neuen Modemarke kein Problem. "Wir beobachten das sehr genau und stehen dem Label Kiezkicker bislang neutral gegenüber", sagt der Sprecher des FC St. Pauli, Christian Bönig. Den Verantwortlichen im Verein sei klar, dass das Label bewusst mit dem Markennamen des Stadtteilklubs und der häufig für ihn verwendeten Bezeichnung Kiezkicker spiele.

Da das Trio aber weder den Vereinsnamen noch das Logo des Klubs bei der Gestaltung der Kleidung verwendete, befinde man sich in einer Grauzone. Klar sei aber auch, so Bönig, dass sich das Modelabel rein rechtlich bisher nichts habe zu Schulden kommen lassen. Zudem begrüße der Verein das soziale Engagement der Modemacher. "Das finden wir super", sagt Bönig.

Wie viele Gründungen hat auch das Modelabel klein angefangen. "Wir haben mit 30 Shirts begonnen, um zu sehen, wie der Verkauf läuft", sagt Collmann. Mittlerweile haben sie verschiedene Kollektionen und produzieren in höherer Stückzahl. Lutz und Collmann sind auch privat Fans des Stadtteils: "St. Pauli ist extrem vielfältig und bunt. Hier leben verschiedene Nationalitäten, Singles und Familien. Auch die klassische Seefahrerromantik ist hier zumindest noch ein bisschen aktuell." Die drei Jungunternehmer haben neben ihrem Modeprojekt alle noch einen Job. Dies erfordert eine gute Organisation. Während die blonde Grafikdesignerin Collmann das Design, die Technik und den Internetauftritt managt, kümmert sich Dietz um die Kunden und Lutz um das Marketing.

Kennengelernt haben sich die drei über Umwege. "Ich habe Patrick abends bei einem Bier auf dem Kiez getroffen, Coco habe ich über meinen Mitbewohner kennengelernt", sagt Lutz. Da sie alle sehr mit dem Stadtteil St. Pauli verwurzelt sind und jeder sein eigenes Fachwissen einbrachte, war schnell klar, dass sie perfekt zusammenpassten. "Mit der Marke Kiezkicker wollten wir etwas schaffen, womit sich die Leute hier identifizieren können", sagt Collmann. Dabei zählen nicht nur St. Paulianer zu ihren Kunden, auch Kölner und Berliner bestellen die Kleidung, die bisher nur über den Online-Versand erhältlich ist.

Noch, denn die Jungunternehmer haben viel vor. "Unser Traum ist es, dass wir später von Kiezkicker leben können und gleichzeitig unser soziales Engagement auf ein Level bringen, auf dem wir auch wirklich etwas bewirken können", sagt Lutz. Und so werde man sich weiter für soziale Projekte in und um St. Pauli engagieren. Vielleicht gibt es die Stadtteil-Klamotten auch bald in ihrem eigenen Geschäft zu kaufen. Auf dem Kiez natürlich.

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