Stadtteilreporterin Stephanie Seliner hat Sitzbänke getestet, eine schöne Wasserstelle gesucht, aber auch den Ort benannt, der sie stört.

Hamburg. Heute geht es in der Abendblatt-Serie "Stadtteilreporter verraten sieben Besonderheiten, die man über ... wissen sollte" um das Grindelviertel - oder um den Grindel, wie das Quartier von den meisten Hamburgern genannt wird. Stadtteilreporterin Stephanie Seliner hat Sitzbänke getestet, mit den Alteingesessenen des Viertels gesprochen, nach einer schönen Wasserstelle gesucht, aber auch den Ort benannt, der sie stört. Nun stellt sie ihre sieben persönlichen Grindel-Geheimnisse vor.

Kommende Woche geht es dann nach Eppendorf. Wenn Sie Geschichten aus Ihrem Quartier zu erzählen haben, schreiben Sie an: stadtteilreporter@abendblatt.de . Und für Hinweise und Beobachtungen aus dem Grindelviertel wenden Sie sich an die Autorin:

stephanie.seliner@fm-abendblatt.de

1. Das Original
Mitten im Grindelviertel, auf dem Parkplatz am Allende-Platz, arbeitet "Rocki" . Der 59-jährige Obdachlose ist bekannt dafür, dass er den stellplatzsuchenden Autofahrern hier einen Parkplatz zuweist. "Ich mache das jeden Tag und schon seit 15, 16 Jahren", erzählt "Rocki".

Er macht das gerne, denn die Leute seien sehr nett, und die meisten Parkplatzsuchenden geben auch etwas Kleingeld für den Service. "Das ist mein Leben", so der Obdachlose. Außerdem sei er auch schon etwas älter, und da sei es sowieso sehr schwierig, einen anständigen Job zu erhalten, erklärt "Rocki".

2. Die perfekte Bank
In der Nähe des Uni-Hauptgebäudes liegt eine bekannte Grünanlage mit Bänken: der Moorweiden-Park. Hier sieht man über die Mittagszeit viele Studenten und Berufstätige etwas Mitgebrachtes essen. Nachmittags spielen Jungs Fußball, und manchmal kann man auch beim Start eines Heißluftballons zusehen. Das ganze Geschehen überblickt man am besten, wenn man eine Bank im Moorweiden-Park ergattern kann, was an einem sonnigen Tag nicht immer leicht ist. Am schönsten finde ich die Bank, die am Rand des hinteren Wiesenabschnitts steht. Von hier aus hat man nicht nur den ganzen Park im Blick, sondern auch eine gute Sicht zum Fernsehturm.

3. Die schönste Wasserstelle
Auch wenn ein Brunnen auf dem Hallerplatz, im Herzen des Grindel, eine optische Bereicherung für das Quartier wäre, ist dieser bis jetzt nicht zustande gekommen. Andernorts im Viertel existiert aber bereits eine schöne und gepflegte Wasseranlage, deren Besichtigung sich auf jeden Fall lohnt: Hinter dem Museum für Völkerkunde an der Rothenbaumchaussee befindet sich ein chinesisches Teehaus . Das Teehaus selbst ist ohnehin sehr schön anzuschauen, doch der Brunnen davor macht die ganze Anlage noch sehenswerter.

Das Wasser fließt hier über helle Gesteinsbrocken in einen Teich, der sich auf dem ganzen Grundstück rund um das Teehaus ausbreitet. Auf hellen Holzstegen kann man über die Brunnenanlage spazieren und sie von allen Seiten betrachten. Ein Besuch dieses schönen Ortes ist jedem zu empfehlen - besonders bei Sonnenschein.

4. Die fieseste Ampel
Wer aus Richtung Uni kommt und an der Ecke Edmund-Siemers-Allee/Moorweidenstraße schnell noch den Bus der Linie 5 erwischen möchte, hat es oft nicht leicht. Während der Bus bereits an die Haltestelle auf der Verkehrsinsel in der Mitte der Straße heranfährt, müssen die heraneilenden Fahrgäste an der roten Ampel warten. Wenn die dann endlich auf Grün umschaltet, ist der Bus bereits weg. Vielleicht ergeht es nicht allen so, aber ich finde die Ampel hier ziemlich fies.

5. Die interessanteste Straße
Wenn man den Straßennamen Rutschbahn hört, denkt man sogleich an einen Kinderspielplatz mit einer großen Rutschbahn. Zumindest mir geht das irgendwie immer so. Auf halber Strecke der Rutschbahn, auf die man vom Grindelhof oder der Grindelallee aus abbiegen kann, befindet sich auch ein solcher Kinderspielplatz. Er ist nicht unbedingt groß und auch nicht mehr ganz neu, aber hier spielen dennoch oft Kinder.

Auch der Name der Straße hat gewissermaßen etwas mit einer solchen kleinen Freizeitattraktion zu tun. Zu früheren Zeiten lag die Rutschbahn noch außerhalb der Stadtgrenzen. Auf der Straße befand sich ein Gasthaus, welches eine große Rutsche hatte. Diese Rutsche war ein beliebtes Ausflugsziel für die Hamburger, denn auf diese Weise konnten die Städter dem Stadtleben ein bisschen entfliehen.

6. Der bekannteste Bewohner
Im Grindelviertel gibt es nicht nur viele gute Restaurants, hier wohnt auch TV-Koch Tim Mälzer . Der 40-Jährige begann seine Karriere mit einer Lehre im Hotel Intercontinental in Hamburg. Nach Aufenthalten in Hongkong und London zog es ihn zurück in die Heimat. 2006 erhielt er die Goldene Kamera für die Sendung "Schmeckt nicht - gibt's nicht!" bei Vox. Seit April 2009 ist Mälzer in der ARD zu sehen ("Tim Mälzer kocht!"). Wer ausprobieren möchte, wie, geht in sein Restaurant Bullerei in der Schanze (Lagerstraße 34b, siehe Nr. 6 in der Karte).

7. Das Ärgernis
Da ich als Studentin im Grindelviertel hauptsächlich an der Uni unterwegs bin, ist der Campus das, was ich am meisten vor Augen habe. Ich finde es zwar sehr schön und angenehm, dass viele oder die meisten der Institutsgebäude in der Nähe des Hauptgebäudes liegen, sodass auf diese Weise ein richtiger Uni-Campus entsteht. Doch genau dieser Campus könnte etwas schöner sein, denn es wirkt alles etwas alt, eintönig und blass. Besonders hässlich ist das in den 70er-Jahren erbaute Gebäude für Wirtschaftswissenschaften, der sogenannte WiWi-Bunker.